Zurückbleiben: Der Bahnhof fährt ab

■ Bremer Filetstück dräut die Großbaustelle / Bahn AG und Bremen investieren 126 Millionen Mark in Bahnhof / Vorplatz wird umgestaltet / Stadt schreibt Neubaugrundstück neu aus

Bremens Bahnhof wird geliftet. Die Bahn AG und das Land Bremen investieren zusammen 200 Millionen Mark, um den Empfangsbereich der Stadt aus seinem Schmuddeldasein zu erlösen. Die Bahn will den Durchgang unter den Gleisen in eine Einkaufspassage umgestalten. Die Stadt will die lange geplante Umgestaltung des Bahnhofsplatzes in Angriff nehmen – auch ohne einen Investor für den Neubau an der Platzkante zu haben. Das kündigten die Senatoren für Bau und Wirtschaft, Bernt Schulte und Hartmut Perschau (beide CDU) gestern an.

Das Grundstück, auf dem der potentielle Investor Bilfinger & Berger nach reiflicher Überlegung doch kein Geschäftshaus hochziehen wollte, soll erneut ausgeschrieben werden – allerdings fehlt eine Ecke, die zugunsten des Verkehrs Richtung Innenstadt für den Straßenraum abgezwackt wird.

Noch in diesem Jahr rechnet Perschau mit dem Beginn der Arbeiten im Bahnhof. Kostenpunkt: 126 Millionen Mark, wovon Bremen knapp 25 Millionen beisteuert. Besonders wichtig ist die Neugestaltung der Passage, des Durchganges von Innenstadt zur Messe, im Volksmund noch Pißrinne genannt. Die jetzigen beiden äußeren Röhren, in deren Mitte sich die Gepäckschließfächer befinden, sollen zu einem großen Tunnelgang verbunden werden. Neben Sercvice-Einrichtungen der Bahn können sich hier auch Geschäfte einmieten. In der Mitte des Tunnels werden Aufzüge zu den einzelnen Bahnsteigen führen.

Der Umbau soll das alte Erscheinungsbild des Bahnhofs von 1889 wieder mehr in den Vordergrund rücken. Deshalb werden an der Südseite drei Ausgänge und neue Vordächer enstehen. Hier soll es in der Zukunft möglich sein, Tickets und Informationen zu bekommen. Im Obergeschoß sind ebenfals neue Nutzungsflächen geplant. Es entsteht eine direkte Verbindung zum Bahngleis 1, von dem ein Restaurant mit Dachgeschoßterrasse inclusive Konferenzräumen zu erreichen ist. Weiter sieht der Plan vor, Gleisstrecken, Bahnsteige und deren Dächer zu sanieren.

Innerhalb der Haupthalle wird die Bahn von insgesamt 4.500 qm Nutzfläche ca. 3.000 qm für ihre Service-Einrichtungen nutzen. Auf der restlichen Fläche sollen sich nach Ansicht der Planer Geschäfte und Boutiquen ansiedeln.

In direktem Zusammenhang mit dem Bahnhofausbau sieht Bausenator Bernt Schulte (CDU) die Umgestaltung des Bahnhofsplatzes, die noch in diesem Jahr beginnen sollen. Insgesamt 67 Millionen Mark will der Senator in öffentliche Baumaßnahmen investieren. Straßenbahngleise und Busbahnhof werden verlegt, die Bahnhofsstraße erweitert. Neue Parkplätze werden geschaffen.

Für das sogenannte Investorengrundstück glaubt Bausenator Schulte jetzt ein marktorientierteres Angebot gemacht zu haben. Städtebaulich möchte Schulte Signale setzen und hofft zunächst auf neue Angebote von Bilfinger & Berger sowie der Bremer Zechbau, die sich bereits an der ersten Ausschreibung beteiligt hatten. Es gebe Interesse, sagte Schulte. Bei Bilfinger & Berger hieß es allerdings an den schlechten Vermartungschancen eines Neubaus hätte sich wenig geändert. Und der Vorstand werde auch in Zukunft nur riskiolose Geschäfte genehmigen.

Sollten die Angebote der alten Anbieter nicht zufriedenstellend sein, so Schulte, würde der Bahnhofsvorplatz neu zur Bebauung ausgeschrieben. schuh