Gründeroffensive ohne vorzeigbare Erfolge

■ Die Wirtschaftsförderung GmbH präsentierte die Ergebnisse ihrer Initiative für Firmengründungen. Bankerin: „neurotische“ Versuche zum „Scheitern verurteilt“

„Wenn ein großes Unternehmen seine Entwicklungsabteilung schließt, muß das nicht bedeuten, daß hinterher dreißig hochqualifizierte Leute arbeitslos sind. Es kann bedeuten, daß hinterher dreißig neue Unternehmen gegründet werden.“ Wenn Hans Estermann, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Berlin GmbH (WFB), rechnet, weiß er um die offene Variable: fehlendes Engagement.

Um den rechten Unternehmergeist in Schwung zu bringen, hat die WFB gestern die ersten bescheidenen Ergebnisse ihrer „Existenzgründeroffensive“ präsentiert. In dem vom Wirtschaftssenat initiierten Programm sei es zunächst darum gegangen, die bestehenden Beratungs- und Förderinstitutionen besser zu koordinieren und aufeinander abzustimmen, erklärte Estermann. Damit sei das bisher schwer überschaubare Angebot verschiedener Institutionen für Existenzgründer transparenter geworden.

Als zweiter Schritt soll Kontakt zu „Multiplikatoren und Motivatoren“ für Existenzgründer – etwa Arbeitsämter, Steuerberater und Personalchefs – aufgenommen werden, um den soeben Entlassenen eine neue Perpektive anzubieten. Auch an die Einführung von Volkshochschulkursen ist gedacht.

Wie erfolgreich die Bemühungen der WFB bisher waren, konnte Estermann allerdings nicht sagen. Es gibt keinerlei Angaben zu irgendwelchen Ergebnissen.

Die Leiterin der „Bank für Kleine und Mittlere Unternehmen“, Marlene Kück, bezeichnete die Existenzgründungsoffensive als „fast neurotisch“. Ihrer Einschätzung nach gibt es eher zu viel Unternehmensgründungen in Berlin. Die meisten davon seien „zum Scheitern verurteilt“, weil sie nicht mit dem notwendig hohen Kapitaleinsatz getätigt werden können. Um verantwortlich Existenzgründungen zu unterstützen, sei eine langjährige „Qualifizierungsoffensive“ notwendig, die zum Beispiel StudentInnen an der Universität für die Unternehmensgründung ausbilde. Thekla Dannenberg