Recht auf Spießigkeit

■ Ein klares schwulesbisches Jawort zum grünen Modell „Hamburger Ehe“

Der Widerstand ist nur noch symbolisch. „Spießig!“raunt es hier und da. Man müsse „die Privielgien der Ehe“abschaffen, fordert Podiumsgast und taz-Chefredakteurin Claudia Brunst. Zu einer echten Kontroverse reichte das nicht. Die Mehrheit der 400 Lesben und Schwulen, die am Mittwoch zur GAL-Veranstaltung „Homo-Ehe für'n Arsch“ins Café Seeterrassen gekommen waren, applaudierten Krista Sager (GAL): „Die Ehe für Lesben und Schwule würde viel verändern, von dem auch die profitieren, die nicht heiraten wollen.“

Eine echte Hochzeit inklusive Steuervorteilen und Erbrechten kann die GAL den gleichgeschlechtlich Liebenden aber nicht bieten. Ohne eine Änderung der Bundesgesetze ist nur die von den Grünen entwickelte „Hamburger Ehe“– die Homo-Ehe light (taz vom 14.6.) – machbar. Dennoch brächte diese „landesrechtlich registrierte Partnerschaft“entscheidende Vorteile: das Besuchsrecht in städtischen Krankenhäusern, das Aufenthaltsrecht für den ausländischen Partner und den Zugang zu Sozialwohnungen. „Wir haben keine Lust auf einen Wechsel in Bonn zu warten“, sagt der schwule GAL-Bürgerschaftskandidat Farid Müller. Dazu sei die Lage für binationale und von schwerer Krankheit betroffene Paare viel zu ernst.

Auch Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) mausert sich zum Mitstreiter. Mit Schrecken hat er festgestellt, daß Hamburgs rund 200.000 Schwule und Lesben eine Menge WählerInnen sind. Der jahrelangen Tatenlosigkeit soll nun eine – bis zum Regierungswechsel aussichtslose – Bundesratsinitiative für eine Homo-Ehe folgen.

Außerdem sprach sich Voscherau erstmals für zwei zentrale Aspekte der „Hamburger Ehe“aus: Besuchsrecht im Krankenhaus und Sozialwohnungen. Die Chancen der GAL, mit der rot-grünen Ehe auch eine Homo-Ehe durchzusetzen, stehen gut. Zumal es nichts kostet. Zum Üben läßt die GAL morgen eine Hochzeitskutsche zur CSD-Parade (11.30 Uhr ab Lange Reihe) anrücken. Motto: „Trau dich“. Silke Mertins