Dicker Brocken

■ Realistisch: Gesundheitszentrum als erste Adresse für Gestrandete am Hafen

Den Brocken müssen die Vorkämpfer für die Wiedereröffnung des Hafenkrankenhauses erstmal verdauen: Am Zirkusweg wird es weder die alte noch eine neue Klinik geben. Zu diesem keinesfalls unerwarteten Schluß kommt die Beratungsfirma Hildebrandt Gesundheitsconsult, die im Auftrag des „Forums St. Pauli“sämtliche Behörden und Kostenträger zu diesem Thema befragt hat. Einem sozialmedizinischen Zentrum jedoch räumen die Berater eine reelle Chance ein.

Demnach könnten die rund 45.000 Bewohner St. Paulis und der Neustadt unter dem gemeinsamen Dach eines „Gewerbehofes“eine Krankenstation für Obdachlose, ein sozialgeriatrisches Zentrum in Verbindung mit einer Altentagesstätte, eine Speisenversorgung für sozial Schwache und die Beratungsstelle der Patienteninitiative bekommen.

Die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat hinter den Kulissen bereits signalisiert, daß auch Drogenabhängige im ehemaligen Hafenkrankenhaus Hilfe finden sollen. Als unwahrscheinlich aber gilt die Einrichtung von kurzfristig verfügbaren Entzugsplätzen. Ebenso unwahrscheinlich wie ein Umzug der Zentralambulanz für Betrunkene von St. Georg zum Hafen. Schlecht stehen auch die Chancen für eine „Praxisklinik“mehrerer niedergelassener Ärzte aus dem Viertel: Die Krankenkassen lehnen die Idee rundweg ab.

Optimistische Schätzungen der Planer gehen dahin, daß die ersten Vorboten eines Gesundheitszentrums noch vor Ende des Jahres in das Gebäude des Hafenkrankenhauses einziehen könnten. In den Startlöchern sitzt zum Beispiel das Obdachlosenprojekt Oase. „Da könnte eine geschützte Abteilung entstehen, in der Gestrandete sich nicht zu schämen bräuchten“, sagt Manfred Jensen von der Oase. Die Nichtseßhaften fallen seit der Schließung der Traditionsklinik Ende Februar aus der Gesundheitsversorgung raus. Selbst wenn ihre Wunden eitern, trauen sie sich nicht in ein anderes Krankenhaus. Noch schwieriger ist die Situation für die obdachlosen Osteuropäer, die sich illegal auf dem Kiez aufhalten.

Am Montag beziehen die Planer des Gesundheitszentrums ein Büro im Hafenkrankenhaus. Sie wollen ein achtseitiges Faltblatt für die Bewohner St. Paulis herausgeben. Ansonsten hoffen sie, daß sich im Laufe des Sommers die ein oder andere Denkblockade bei den Geldgebern verflüchtigt. Lian