Riskante Entscheidung

■ Die Artenschutzkonferenz erlaubt Elfenbeinhandel

Die geschickte Diplomatie der südafrikanischen Staaten hat sich gelohnt. Überraschend hat das Plenum der Artenschutzkonferenz in Simbabwe gestern mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit das Verbot des Elfenbeinhandels gelockert. Jedes Jahr dürfen demnach bis zu 60 Tonnen Elfenbein ausschließlich nach Japan verschifft werden, schon früher Hauptabnehmer für das „weiße Gold“.

Die Genugtuung bei manchen sowohl in Europa wie auch in Afrika ist groß. Denn nun wird den Ländern im Süden Afrikas die Vermarktung einer lokalen Ressource nicht mehr verwehrt. Die drei Länder Simbabwe, Botswana und Namibia sitzen auf über 100 Tonnen legalem Elfenbein. Der Export könnte nun etwa 10 Millionen Mark im Jahr bringen. Weil die Artenschützer diesen Handel verhindern wollten, handelten sie sich sogar den Vorwurf des Öko-Kolonialismus ein.

Natürlich kamen die Artenschützer vor allem aus den USA und Europa. Doch was ist kolonialistisch daran, die gefährdeten Elefanten durch das weltweite Handelsverbot, das seit 1989 bestand, zu schützen? Schließlich war die Zahl der Elefanten durch Wilderei zuvor dramatisch gesunken. Durch den Elfenbeinbann sicherten sich die Industrieländer zudem weder Rohstoffe noch Absatzmärkte. Eher kann man von (Post-)Kolonialismus reden, wenn, wie z. B. in Botswana, ausländische Investoren im großem Stil alten Großgrundbesitz erwerben und dort mit großem Kapitaleinsatz für den Weltmarkt produzieren.

Der Streit um den Elfenbeinhandel war in den letzten Jahren zudem kein „Wertekonflikt“ zwischen Nord und Süd, sondern vielmehr ein innerafrikanischer Zwist ums Geld. Kenia und Tansania beklagten durch die Wilderei vor 1989 massive Einbußen bei den devisenbringenden Fotosafari-Touristen. Für die südafrikanischen Länder ist die Sache einfach: Ihre Elefanten sind ausreichend bewacht. Und wenn die anderen afrikanischen Staaten ihre weiten Wälder und Steppen nicht vor Wilderei schützen können, so könne das nicht ewig als Argument dienen, um jeden Handel zu verbieten. Formal mag das korrekt sein. Doch für viele Elefanten des nördlichen Afrikas ist es ein Todesurteil. Denn niemand kann beweisen, woher das Elfenbein stammt, das nun legal in Japan zu Schmuck verarbeitet werden wird. Reiner Metzger