Friedens-Schluß in der Friedensallee

■ Kino-Krieg in Ottensen: Medienzentrum Zeise von Räumungsklage bedroht

Die Zeise-Kinos in Ottensen stehen vor dem Aus: Der Eigentümer der alten Fabrikhallen in der Friedensallee, der Detmolder Investor Theodor Mayr, hat den Kino-Betreibern nach monatelangem Streit um die Miethöhe jetzt die Räumungsklage zum 31. August angedroht. Anschließend soll das Lichtspielhaus, so Mayr, von „renommierten Kinobetreibern“weitergeführt werden. Diese würden auch das geplante 850-Plätze-Kino Zeise II in direkter Nachbarschaft führen. Interesse soll bereits Hamburgs Kinokronprinz Hans-Joachim Flebbe bekundet haben, der unter anderem das Cinemaxx am Dammtor betreibt.

„Wenn Zeise stirbt, gibt es hier kein Medienzentrum mehr für unabhängigen, inhaltlich anspruchsvollen Film“, warnte gestern Zeise-Gesellschafter und Filmproduzent Stefan Arndt („Das Leben ist eine Baustelle“). Geschäftsführer Jürgen Fabritius will die Räumungsklage nicht hinnehmen. Sie sei, ebenso wie die vorausgegangene Kündigung, „unwirksam“und „mutwillig vom Zaun gebrochen“, urteilt sein Anwalt Jürgen Libbert.

Mayr hingegen begründet seine Räumungsaufforderung mit „abgelehnten Mietvertragsbedingungen“. Zeise habe sich trotz monatelanger Verhandlungen geweigert, einen „marktüblichen“Mietpreis von 36 Mark pro Quadratmeter statt der vor Jahren vereinbarten 18 Mark zu zahlen. Diese Verdoppelung, entgegnet Fabritius, führe entweder zur Zeise-Pleite oder aber „zu einer völligen Änderung unseres Programms hin zum Main-stream“. Kleinkunst-Filmfestivals oder Veranstaltungen mit Filmemachern jedenfalls seien dann nicht mehr finanzierbar.

Die Neuverhandlungen um die Miete waren nötig geworden, nachdem das hochverschuldete Hamburger Filmbüro im vergangenen November aufgelöst worden war. Die Kulturbehörde Hamburg ordnete damals nicht nur die städtische Filmförderung komplett neu. Das Filmbüro sollte auch nicht länger als Generalmieter der gesamten Zeisehallen fungieren: Sobald nämlich einer der vielen Untermieter, mit denen das Filmbüro Verträge geschlossen hatte, zahlungsunfähig wurde, haftete die Kulturbehörde mit einer 1,5-Millionen-Mark-Bürgschaft.

„Wir hatten nur noch die Möglichkeit, den Generalmietvertrag zu kündigen. Sonst hätten wir Konkurs anmelden müssen und damit alle Mieter gefährdet“, weist Filmbüro-Vorständler Matthias Heeder den Vorwurf zurück, das Filmbüro habe die Zeise-Kinos nicht ausreichend geschützt. Immerhin habe man erreicht, daß der Generalmietvertrag für alle anderen Mietparteien – die Bücherhalle sowie Läden und Kneipen – übernommen worden sei.

Kopfschüttelnd steht auch der Haushaltsbeauftragte der Kulturbehörde, Hans Krämer, vor dem Dilemma. „Es ist mir schleierhaft, woran die Verhandlungen gescheitert sind.“Monatelang habe man versucht, die Zeise-Kinos zu einer Einigung zu bewegen. „18 Mark ist ein Spottpreis“, findet Krämer.

Es sei zwar „bedauerlich“, wenn die Ottenser Kinoszene aus Kom-merz und Alternativem den Bach runtergehe. Aber: „Die Kulturbehörde hat das Kino noch nie direkt gefördert und kann es auch künftig nicht.“Auch von Stadtentwicklungs- und Mediensenator Thomas Mirow (SPD) ist finanzielle Unterstützung nicht zu erwarten.

Heike Haarhoff