„Der war einfach zu schlau“

■ Der unbequeme Dr. Erich Röper, Verfassungsexperte der CDU, 25 Jahre lang Fraktionsgeschäftsführer, wurde verabschiedet

Länger als die Hälfte der Zeit, in der das Bundesland Bremen existiert, habe er der CDU-Fraktion als Fraktionsgeschäftsführer gedient, so beschrieb Dr. Erich Röper gestern im Foyer der Bürgerschaft das Phänomen bei seiner Verabschiedung – das Phänomen, daß eigentlich sonst niemand als Fraktionsgeschäftsführer so lange im Amt ist, kaum ein Fraktionsgeschäftsführer war bei der eigenen Fraktion so wenig beliebt wie er, und das 25 Jahre lang.

Schon unter Röpers erstem „Chef“Anfang der 70er Jahre, dem Fraktionsvorsitzenden Günter Klein, muß es so gekracht haben, daß Klein 25 Jahre danach gestern zur Verabschiedung nicht eingeladen wurde. Die Nachfolger Kleins, seine „Lebensabschnittsgefährten“Bernd Neumann, Reinhard Metz, Peter Kudella, wie der derzeitige Fraktionschef Ronald-Mike Neumeyer in freier Rede formulierte - lobten den unbequemen Röper dagegen, was das Zeug hielt. Er habe sich bei der langjährigen Sekretärin über Röpers Vorvergangenheit erkundigt, erzählte Neumeyer, und die habe ihm eröffnet, Röper sei „sehr angenehm im Umgang, was mich sehr erstaunt hat“. Röper habe „feste moralische Grundsätze, die vertritt er gegen alle“– Betonung Neumeyer: „alle“. Röper habe als Rechtsexperte aber auch bei Karrieren mitgeholfen, plauderte Neumeyer. Ralf Borttscheller etwa sei als innenpolitischer Sprecher der CDU „ohne Röper nur die Hälfte wert“gewesen. Aber „mit Ellenbogentypen hat er nie etwas anfangen können“, und das in einer Umgebung, in denen vor allem „Ellenbogentypen“oben ankommen.

Bernd Neumann muß sich irgendwie gemeint gefühlt haben. Er und Röper, das seien eben „unterschiedliche Charaktere“, kann Neumann inzwischen ganz locker über die Vergangenheit plaudern. Erich Röper stünde immer auf der Seite der Schwachen, „deshalb hat er mich wohl in der Partei nie unterstützt“. „Ein bißchen links“eben und meist gegen die Parteioberen. Röper habe täglich zehn Ideen produziert, wovon acht oder neun „niedergewalzt“werden mußten, aber eine sei gut gewesen.

Röper ist an das Institut für europäische Rechtspolitiik gegangen. „Nerven Sie die an der Uni genauso wie uns“, wünschte ihm Neumann viel Erfolg.

Ralf Borttscheller blieb nach derartigen Laudationes kaum noch eine Chance, eins drauf zu setzen. Er erinnerte daran, daß vor fünf Jahren, als Helmut Pflugradt als Neumanns Kontrolleur Röper an die Seite gestellt wurde, die taz die Lage im CDU-Haus unter der Überschrift – zutreffend – beschrieben habe: „Der war einfach zu schlau“(taz 25.7.1992) Röper, das puritanische Arbeitstier mit christlich-sozialen Grundsätzen, war seit 1992 entmachtet. Gestern wurde er in aller Form von der CDU verabschiedet. K.W.