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Großer Name, viel Luft

■ HSV 2:1 zum UI-Cup-Auftakt. Ivanauskas und Schnoor sollen weg, dafür angeblich Interesse an Lothar Matthäus

Die Trennung vollzog sich in Raten. Seit langem schon moserten Valdas Ivanauskas und Stefan Schnoor herum. Jedem, der es wissen wollte oder auch nicht, erzählten die beiden Bundesliga-Profis, daß sie nicht mehr glücklich beim HSV seien. Deren Gemäkel drang natürlich auch zum neuen Trainer Frank Pagelsdorf durch.

Der reagierte prompt. Erst ein wenig grundsätzlich („Wer gehen will, kann gehen“), dann ganz individuell. Bei der Verteilung der Rückennummern bekam Ivanauskas am Donnerstag die 27, Schnoor die 25 verpaßt. Gestern erfolgte dann Pagelsdorfs letzter Streich. „Ich plane nicht mehr mit den beiden“, erklärte der Coach nach dem sonnabendlichen 2:1-Sieg bei IF Leiftur Olafsfjördur zum Auftakt des UI-Cups (Tore: Markus Schopp und Dirk Weetendorf). „Ich habe ihren Wünschen entsprochen, sie wollten den Verein immer verlassen.“

Wohin die – zumindest für Ivanauskas letztlich doch unfreiwillige – Reise gehen wird, steht noch nicht fest. Der 30jährige nominelle Stürmer ist bei Aufsteiger Wolfsburg im Gespräch. Vielleicht kehrt der in jüngster Zeit erfolglose Angreifer – drei Tore in der abgelaufenen Saison – aber zu Austria Wien zurück, von wo der Litauer 1993 gekommen war. Eine Million Mark müßten die Österreicher für den kantigen Hitzkopf mit dem Charme eines ehemaligen DDR-Grenzers hinlegen, um ihn aus dem bis 1998 laufenden Vertrag herauszulösen.

Die Trauer um Ivanauskas' Abgang hält sich in Grenzen. Allenfalls die Westkurven-Fans hätten sich ein Verbleiben ihres Lieblings („Ivan, Ivan“) gewünscht, aber um derlei sentimentale Anwandlungen schert sich Coach Pagelsdorf bei seinen Umstrukturierungsmaßnahmen nicht. Konsequent sortiert er aus, wer sich Pagels Meinung nach nicht völlig dem Verein hingeben will.

Da es auf Dauer jedoch nicht gutgehen kann, immer nur Kicker wegzuschicken, ist der kräftige Mann beim HSV eifrig dabei, neues Personal zu rekrutieren. Waren es bislang vornehmlich mannschaftsdienliche Akteure wie Stefan Böger, Andreas Zeyer oder Thomas Vogel, die engagiert wurden, soll nun angeblich eine – nun, ja – schillernde Spielerpersönlichkeit in Pagelsdorfs Blickfeld gerückt sein: the one and only Lothar Matthäus. Meldet Bild am Sonntag.

Der 36jährige Viel-Schreiber und Noch-Mehr-Quatscher könne sich „vorstellen“beim HSV zu spielen, soll Matthäus der BamS geflüstert haben. Pagelsdorf kann sich auch einiges vorstellen, sogar „ein lockeres Gespräch“mit dem kickenden Tagebuchonkel aus München. Der Rekordnationalspieler sei ihm „mehr oder weniger angeboten worden“, meinte der mit 39 Jahren kaum ältere Coach, der sogleich die Erwartungen dämpfte: „Man soll das nicht zu ernst nehmen.“

Das tut auch Manager Bernd Wehmeyer nicht wirklich, obwohl Fummel – in allzu offensichtlicher Ablenkungsmanier – sagt: „Wenn eine Möglichkeit besteht, warum nicht. Spieler wie Matthäus sind für jede Mannschaft interessant – und besonders für den HSV.“Aber er könne nicht alleine an den „großen Namen und Riesenfußballer“ran: „Der Trainer muß entscheiden.“

Das wird der bald schon tun müssen, schließlich hat Pagelsdorf „Verstärkungen“für Abwehr und Angriff noch in dieser Woche angekündigt. Lothar Matthäus also demnächst als Libero beim HSV? Natürlich, und Valdas Ivanauskas wird Spielertrainer in der „Punica-Oase“. Clemens Gerlach

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