Fahndungspanne?

■ Bei der Suche nach René B. wurde die Grevesmühlener Polizei nicht unterrichtet

Volker Kalwa, Leiter des Polizeidienststelle in Grevesmühlen, ist ratlos. Es sei „verwunderlich“, so der Hauptkommissar, „daß uns bislang weder die Lübecker Justiz noch das Landeskriminalamt um Unterstützung bei der Suche nach René B. gebeten hat“. Dabei hat Kalwa sogar „eine Theorie, wo sich der Gesuchte aufhalten könnte“. Doch die scheint die Ermittler nicht zu interessieren.

Gefahndet wird nach dem aus Grevesmühlen stammenden René B. wegen der Beteiligung an zahlreichen Autoaufbrüchen und -diebstählen. Zudem ist B. einer der vier jungen Männer, die in Verdacht geraten waren, den Brandanschlag auf das Flüchtlingsheim in der Lübecker Hafenstraße im Januar vorigen Jahres verübt zu haben, „Wir haben Fahndungsmaßnahmen gegen Herrn B. eingeleitet“, bestätigt der Lübecker Oberstaatsanwalt Klaus-Dieter Schultz auf Anfrage. Warum die Polizeidienststelle, in deren Einzugsgebiet B. zuletzt gemeldet war, nicht um Mithilfe gebeten wurde, kann sich Schultz „überhaupt nicht erklären.“

Pikant an dem Fall: Ein Teil der Autodiebstähle, die René B. zur Last gelegt werden, fand in Lübeck genau in der Nacht statt, in der die Flüchtlingsunterkunft in Flammen aufging. Für Schlagzeilen hatte der junge Mann zudem gesorgt, als er gegenüber der taz im vergangenen Jahr seinen Grevesmühlener Kumpel Dirk T. beschuldigte, möglicherweise mit dem Brandanschlag zu tun zu haben. Eine Aussage, die erneut Gewicht bekommen könnte, wenn nach dem voraussichtlichen Freispruch von Safwan Eid die Brandanschlags-Ermittlungen erneut aufgerollt werden müssen.

Seit Anfang des Jahres ist René B. wie vom Erdboden verschluckt. Als er sich am 10. April vor dem Lübecker Amtsgericht wegen der Autodiebstähle verantworten sollte, blieb er dem Verfahren fern. „Eine ladungsfähige Adresse“, so teilte der vorsitzende Richter, Andreas Lehnert, damals mit, gebe es nicht. Marco Carini