Das Ende mit Fisch

Für einmal waren alle einer Meinung. Votierte doch in den letzten Jahren noch die Jury stets für das eine (Handwerk, Schlichtheit, Vision) und das Publikum für das andere (Fun, Erzählung, Geschwindigkeit), so einigten sich beide beim 13. Kurzfilmfestival zumindest in den Hauptkategorien auf dieselben Filme. Beide übergaben den Kurzfilmpreis dem englischen Animationsfilm Flatworld und den No-Budget-Preis Hummeln im Kopf von Dorothea Donneberg. Außerdem durfte Scott Patterson für Pact den Premiere-Nachwuchspreis (15.000 Mark) und Gerrit Haaland für ihren November-Quickie im Rahmen des „Flotten Dreiers“den Publikumspreis (1.000 Mark) in Empfang nehmen.

Seinem Titel entsprechend brachte Daniel Greaves in Flatworld Pappkameraden in Großstadtkulissen zum Laufen. Dabei erzählt er in groben Zügen die Geschichte von Total Recall, nur daß die Polizei den papiernen Dieb mit einem handelsüblichen Tacker dingfest macht. Hummeln im Bauch zeigt in nachkolorierten und übereinanderkopierten Bildern die wirren Tagträume einer Prüfungsängstlichen. Für ihren Erfolg hielt die Studentin aus Kassel, die immerhin 5000 Mark Preisgeld einstreichen konnte, eine einfache Erklärung parat: „Bei dem Negativ ging was schief. Da dachte ich, ich probier's mal in Hamburg.“Damit spielte sie wohl auf die improvisierte No-Budget-Haltung an, die sich das Festival trotz der mittlerweile 89 Mitarbeiter und der 2500 eingereichten Filme, die insgesamt über 53 Millionen Mark gekostet haben, bewahren konnte. Dies schlug sich aber auch bei der Preisverleihung nieder. Da war wenig von „The winner is...“zu merken, vielmehr rannten die Preisträger verwirrt auf der Bühne umher, bis ihnen der sichtlich zufriedene Festivalleiter Markus Schäfer, da gerade die Urkunden fehlten, immerhin ein Glas Caipirinha in die Hand drückte. Vor allem aber fehlten die meisten auswärtigen Preisträger, so daß dann irgendein Landsmann den Preis entgegennahm. Doch das alles war nur Makulatur, als sich die Jury dazu entschloß, einen gammeligen, veritablen Karpfen ins Publikum zu schleudern. Denn Fisch stinkt bekanntlich prächtig.

Volker Marquardt