Drei, die sich sorgen

Gegen Euro und Massenarbeitslosigkeit: Die Initiative besorgter Bürger Deutschlands  ■ Von Judith Weber

Die Bundesrepublik hat ihre Beobachter nicht bemerkt. Aber sie waren da. In Cuxhafen. Still, heimlich und hartnäckig haben drei Männer aus der Kurkarten-Metropole das Geschehen im Land verfolgt. Anderthalb Jahre lang. Was sie sahen, war besorgniserregend. „Die Lage der deutschen Politik ist nur noch als katastrophal zu bezeichnen“, wetterte der Makler Stefan Schultz gestern im Hamburger Hotel „Europäischer Hof“, wo er eine „Erklärung an die Bürger zur Lage der Nation“vorlas. Verkrustete Parteien, arbeitslose Menschen und wankende Renten.

Weil der deutsche Zustand also ein besorgniserregender ist, gründete Schultz die „Initiative besorgter Bürger Deutschlands“. Die hat außer ihm noch zwei Mitglieder: Bettenhändler Kurt-Dieter Müller und Tapetenverkäufer Frank Tiedemann. Beide um die vierzig, beide aus Cuxhafen. „Im März 1996 haben wir uns zum ersten Mal locker zusammengesetzt“, berichtete Schultz. Es folgten die anderthalbjährige Beobachtungsphase und deren Auswertung. Herausgekommen sind 15 Forderungen, die „bei gutem Willen aller Beteiligten kurzfristig umgesetzt werden können“. Als da wären: die Zusammenlegung von Bundesländern, Verschieben der Euro-Einführung, Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit, Maut-Gebühr auf Autobahnen und staatliche Anerkennung homosexueller Partnerschaften.

Beim Aufstellen der Forderungen hat die Kundschaft der drei Kaufmänner geholfen. „In vielen Gesprächen haben wir ein insgesamt negatives Stimmungsbild erkennen können“, sagte Schultz. Und das, obwohl man den Kindern und Enkeln gegenüber verpflichtet sei, ein geordnetes Staatswesen zu hinterlassen. Da helfen nur mehr Polizisten und weniger Verbrechen. Sozialhilfeempfänger sollten in kommunalen Beschäftigungsgesellschaften „dem Allgemeinwohl dienen“.

Mit diesen Vorschlägen möchte der Ex-Sozialdemokrat „im Idealfall Hunderttausende mobilisieren“, eine Partei gründen und die nächste Bundestagswahl gewinnen. Gerüchte, wonach die neue Fraktion „Sorgen-Partei Deutschlands“heißen und das SPD-Kürzel beanspruchen wird, bestätigte Schultz nicht. Man munkele jedoch, daß sich in anderen Städten ähnlich besorgte Gruppen gebildet haben. „Wir bitten jeden verantwortungsvollen Bürger, uns mit seinem Sachverstand zu helfen“(Fax Nr. 04721/56 10 31).