Verwalten statt darben

■ Der Hamburger Selbsthilfegruppen-Topf

Daß ein staatlicher Finanzpott kein Schnellkochtopf ist, haben Hamburgs Selbsthilfegruppen fix gemerkt. „Das Geld, das wir im November beantragt haben, ist immer noch nicht auf unserem Konto“, schimpft Gisela Lembke, Leiterin der Asthma-Selbsthilfe-Nord. Da müsse selbst zum zehnten Geburtstag des „Selbsthilfegruppen-Topfes“eine Prise Kritik erlaubt sein.

Die Freude über das zehnjährige Bestehen des Geldpotts ließen sich die Selbsthilfegruppen, PolitikerInnen und Krankenkassen am Montag abend jedoch nicht versalzen. In keiner anderen deutschen Stadt dürfen die Gruppen ein Sammelbudget verwalten, das zudem ständig wächst. 90.000 Mark standen 1987 zur Verfügung, 1996 waren es 220.000. Mit dem Geld wollen Gesundheitsbehörde und Krankenkassen verhindern, daß SelbsthelferInnen zu SelbstzahlerInnen werden.

Denn den Druckkosten für Info-Broschüren, den Telefonrechnungen und Raummieten hält kaum ein privates Portemonnaie stand. Die Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen, KISS, verteilen den Topfinhalt an einzelne Gruppen, in Portionen von je 1000 Mark. Etwa ein Viertel davon geht für Telefonrechnungen drauf. „Von dem Rest haben wir Fachliteratur gekauft, erzählt Reinhard Gielen von den Manisch-Depressiv-Erfahrenen.

1400 Selbsthilfegruppen gibt es in Hamburg. Der Topf ist für alle da, die sich mit Gesundheit beschäftigen – von Alzheimer-PatientInnen über Mobbing-Opfer bis zu Menschen mit Zivilisationskrankheiten. Jede in den Selbsthilfebereich investierte Mark spart drei Mark im Gesundheitssystem“, schätzt KISS. Bei Gruppentreffen werden Medikamente empfohlen und Befindlichkeiten ausgetauscht. „Bei uns lernen die Menschen: Du bist nicht allein mit deiner Krankheit“. juw

KISS, 39 57 67