Angestelltenkammer kämpft zurück

■ Polizei-Besuch / Warnung vor Finanzloch zurückgewiesen

Die Bremer Angestelltenkammer steht unter heftigem Druck. Sie werde an ihrem Personalbestand ersticken, wenn die Finanzierung des Arbeitsamtes für Weiterbildungskurse der kammereigenen Wirtschafts- und Sozialakademie wie erwartet zurückgefahren werden, warnt jetzt ihr ehemaliger Geschäftsführer Eberhard Fehrmann. Und am Montag hatten Polizisten im Kammer-Sitz an der Bürgerstraße einen richterlichen Durchsuchungsbeschluß präsentiert und ließen sich Protokolle von Vorstandssitzungen und Vollversammlungen aus den Jahren 1992 und 1994 aushändigen.

Eine unabhängige Betriebsträtin hatte den damaligen Geschäftsführer Fehrmann und den Präsidenten Baumeister wegen Untreue angezeigt, nachdem das Finanzgebahren der Kammer durch den Rechnungshof publik gemacht worden war. Angeblich habe die Kammer Zwangsbeiträge ihrer 160.000 Mitglieder (13,6 Millionen Mark pro Jahr) satzungswidrig verwendet.

Zugleich erneuerte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) seine Forderung nach einer Zusammenlegung der Angestelltenkammer mit der Arbeiterkammer, was die Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG) vehement ablehnt und statt dessen die Kammer-Kooperation ausbauen möchte.

Zwar fällt es Angestelltenkammer-Sprecher Theo Klinger auch „schwer, sachliche Gründe zu finden, warum man zwei getrennte Institutionen halten muß. „Die Unterschiede zwischen Angestellten und Arbeitern verflachen immer mehr“. An der Bürgerstraße führt man aber die Fusions-Begehrlichkeiten der DGB-dominierten Arbeiterkammer darauf zurück, daß die Bedeutung der Arbeiterkammer wegen des stetigen Verlustes von Malocher-Jobs schrumpfe.

Die Vermutung, daß die Angestelltenkammer wegen ihres teuren Apparats in eine neue Finanzkrise steuere, wird dagegen zurückgewiesen. Im Finanzplan bis zum Jahr 2000 sei ein jährliches Minus von zehn Prozent bei den Drittmitteln für die Weiterbildung einkalkuliert. Der Zuschuß der Kammer für die Bildung soll von drei auf 2,2 Millionen Mark jährlich zurückgeführt werden. Die Mitarbeiter verzichteten bis 2000 bei entsprechend weniger Arbeit auf zehn Prozent ihres Gehalts. Die Personalkosten seien seit 1993 von 8,9 auf 7,5 Millionen Mark jährlich reduziert worden.

Insgesamt sind im Bildungsbereich 150 und in der Kammer direkt 100 Mitarbeiter beschäftigt. Darunter sind 30 als Rechts-, Gesundheits- oder Betriebsratsberater tätig, zehn als Wissenschaftler. jof