Betr.: Martina Eisemann

Martina Eisemann, 31, ein Kind, Tagesmutter: Die ersten Jahre habe ich kaum etwas gehabt von meiner Tochter. Ich habe als Verkäuferin gearbeitet, Schicht- und Wochenendarbeit inklusive. Zu DDR-Zeiten hieß das für mich: knapp elf Stunden außer Haus. Mein Mann ist die ganze Woche auf Montage, konnte also auch nicht groß helfen. Als Aileen dann 1991 in die Schule kam, wollte ich mehr Zeit haben für meine Tochter. Ich habe mich als Tagesmutter beworben. Das Bezirksamt hat meine Wohnung besichtigt, ob die sanitären Anlagen in Ordnung sind und so, und ich mußte ein Führungszeugnis besorgen.

Seit knapp sechs Jahren passe ich also auf Kleinkinder auf. Zur Zeit kommen jeden Tag vier Kinder zu mir. Die Mütter meiner Pflegekinder sind alleinerziehend, sie gehen arbeiten oder studieren. Jonas, Lukas, Zuhali und Eliaz sind zwischen zwei und drei Jahre alt. Pro Kind bekomme ich 350 Mark Pflegegeld, zum Beispiel fürs Essen, und noch mal so viel als Honorar. Davon muß ich die Rentenversicherung zahlen und mich und die Kinder unfallversichern. Mein Job und meine elfjährige Tochter lassen sich jetzt viel einfacher vereinbaren. Morgens um sieben koche ich schon das Mittagessen vor, dann bringe ich Aileen in die Schule. Ab acht Uhr kommen die ersten Kinder, sie bleiben bis um 16 Uhr. Wir spielen und basteln, gehen vor allem sehr viel raus, immer wieder auf einen anderen Spielplatz. Da treffe ich mich mit befreundeten Tagesmuttis und deren Kindern.

Nachmittags, wenn Aileen aus der Schule kommt, bin ich dann zu Hause.