Frauen wollen arbeiten – trotz Kind und Ehemann

■ Frauen im Osten, Ältere und schlechter Ausgebildete sind die Verliererinnen der Beschäftigungskrise

Frauen wollen arbeiten. Auch wenn sie verheiratet sind und Kinder haben. Aber sie müssen immer härter um Jobs kämpfen. Das ergibt sich aus einer Befragung von 6.600 Frauen, die das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) jetzt veröffentlichte.

Danach ist die Erwerbsquote verheirateter Frauen im Westen zwar seit den 60er Jahren beständig angestiegen, stagnierte aber in den letzten zehn Jahren nahezu. 40 Prozent der erwerbstätigen Westfrauen arbeiten in Teilzeitjobs. Trotz dramatischer Jobverluste in Ostdeutschland sind hier immer noch mehr Frauen als im Westen berufstätig. 1995 lag die Erwerbsquote verheirateter Frauen im Westen bei 48 Prozent, im Osten bei 58 Prozent.

Nicht immer sind Frauen die Verliererinnen in der Krise: In den typischen Männerbranchen wie Maschinenbau gingen seit Anfang der 90er Jahre mehr Jobs verloren als in den „weiblicheren“ Dienstleistungsbranchen. Die Arbeitslosenquote nahm im Westen seit Anfang der 90er Jahre zwar auch bei den Frauen zu, liegt aber derzeit knapp unter der der Männer. Im Osten dagegen haben es die erwerbssuchenden Frauen nach dem Kahlschlag in der Industrie ungleich schwerer als die Männer. Im Mai 1997 lag die Frauen-Erwerbslosenquote dort bei 21,6 Prozent, die der Männer dagegen nur bei 15,6 Prozent.

„Die Berufstätigkeit hat bei der Mehrzahl der erwerbstätigen Frauen, zusätzlich zu ökonomischen Aspekten, einen eigenständigen Wert“, lauten die Erkenntnisse der IAB-Forscher. Nur jede achte Frau im Westen würde ihren Job aufgeben, wenn sie nicht auf das Geld angewiesen wäre, im Osten sogar nur jede zehnte. Rund 80 Prozent der nicht berufstätigen Frauen gaben an, wegen der Kinder ihre Tätigkeit unterbrochen zu haben. Die Wiederbeschäftigung von erwerbslosen Frauen ist dabei in der Krise schwieriger geworden, die Dauer der Erwerbslosigkeit gestiegen.

Nicht Frauen im allgemeinen, sondern vor allem Frauen im Osten und darunter besonders ältere Frauen, Mütter mit mehreren Kindern und schlechter qualifizierte, haben mit der Beschäftigungskrise zu kämpfen, so die IAB-Befragung. Im Osten sank die Erwerbsquote der 45- bis 55jährigen besonders stark. Weniger als 40 Prozent der verheirateten Frauen mit Volksschulabschluß bzw. ohne Berufsausbildung waren dort 1995 erwerbstätig. Bei Abiturientinnen und Akademikerinnen lag der Anteil dagegen bei rund 75 Prozent.

Im Osten sind 90 Prozent aller Frauen zwischen 18 und 60 erwerbstätig, in einer ABM- oder Fortbildungsmaßnahme oder suchen einen Job. „Die Frauen reagierten nicht mit verstärktem Rückzug aus dem Arbeitsleben“, so die Studie. Barbara Dribbusch