Karriere und Karriereknick

■ Eröffnung der Frauenmesse top '97

Ab heute geht frau zur top. Mehr als 30.000 Besucherinnen strömen zur Düsseldorfer Frauenmesse. Rita Süssmuth will dabeisein, Alice Schwarzer und Hera Lind haben sich angesagt. Auch Jutta Ditfurth wird nicht fehlen. Aber, mal ehrlich, klingt der Name „top“ nicht ein wenig lächerlich – selbst wenn so viele Top-Frauen aufgeboten werden?

Die Statistik sagt, wer top ist: In den 70.000 größten deutschen Unternehmen arbeiten 6,3 Prozent weibliche Führungskräfte. In den obersten Bundesbehörden sind es 3,4 Prozent. In den Vorständen der zehn größten Firmen sitzt genau eine Frau. Selbst in der quotierten taz leiten mehrheitlich Männer die Abteilungen. Und schließlich kennt jede/r von uns genügend Frauen, bei denen das Diplom top war, aber dann nur der Ehemann zur Spitze drängte – nach dem ersten Kind. „Kinder, Küche, Karriere“ haben wir die taz-Sonderseiten mit fröhlichem Schwung überschrieben. Müßten wir sie angesichts der Realitäten nicht umbenennen in „Kinder, Küche, Karriereknick“?

Andere Zahlen öffnen den Blick für neue Dimensionen: 1895 wurden Frauen an deutschen Universitäten zugelassen – als Hospitantinnen. Und genau hundertundein Jahr später, 1996, haben wir die Erfolgsstory: Erstmals in unserer Geschichte begannen mehr Frauen als Männer ein Studium. – Bis in die 50er Jahre war es bundesdeutschen Beamtinnen verboten, nach einer Heirat weiterzuarbeiten. Kein Wunder, daß westdeutsche Akademikerinnen noch nicht viel Zeit hatten, mit Kindern und Karriere zu jonglieren.

Es ist eine Frage des Blickwinkels. Aus der Nähe betrachtet, ist die Malaise der Frauen groß. Aber aus weiter Entfernung springen geradezu unglaubliche Fortschritte ins Auge. Natürlich werden wir nicht in drei Jahren die Hälfte aller guten Jobs erobert haben. Aber vielleicht in dreißig. Barbara Debus