Angst um Faradsch Sarkuhi

■ Dem iranischen Schriftsteller soll bereits der Prozeß gemacht werden. Amnestie befürchtet Todesurteil

Berlin (taz) – Mit Entsetzen haben Angehörige und Freunde Faradsch Sarkuhis auf die Erklärung reagiert, dem Schriftsteller werde in Teheran ein Prozeß wegen Spionage gemacht. „Ich fürchte, daß sie ihn zum Tode verurteilen“, meint eine Kollegin. Die Ankündigung des Prozesses durch Irans Justizchef, Mohammad Jasdi, sei „ein Zeichen, daß sie ihn nicht rauslassen wollen“, fürchtet ein Freund. Der Regimekritiker werde zu langer Haft verurteilt werden – „oder Schlimmeres“.

„Wir sind sehr besorgt, daß Sarkuhi zum Tode verurteilt werden könnte“, heißt es in einer gestern veröffentlichten Erklärung von amnesty international. Man fürchte, daß Sarkuhi sich vor einem „Revolutionsgericht“ verantworten müsse. Nach Informationen von ai hat bereits am Montag ein Prozeßtermin stattgefunden. Dabei sei Sarkuhi von keinem Anwalt vertreten worden. Jasdi hatte erklärt: „Sarkuhi wird das Recht auf einen Anwalt haben.“ Die Angaben decken sich mit Informationen der Familie Sarkuhis, wonach der Prozeß an einem geheimen Ort stattfindet. Angehörige seien nicht zugelassen.

Das Schlimmste befürchten auch die Reporter ohne Grenzen. Die Journalistenorganisation appelliert an Bundeskanzler Kohl und Frankreichs Präsident Chirac, sich für Sarkuhi einzusetzen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes bemüht sich die Bundesregierung darum, Beobachter zu dem Prozeß zu schicken. Doch derzeit seien die deutschen Einflußmöglichkeiten in Teheran „sehr gering“. Thomas Dreger

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