■ Urdrüs wahre Kolumne
: Autos zu Liftas

Vielen Dank jenem netten Halb-Anonymus aus Delmenhorst namens Carsten B., der mir anläßlich meines in der vorvorigen Woche annoncierten Brillenverlusts ein Kinderfernrohr mit eingebautem Kompaß auf einer bunten Pappe mit der Aufschrift „Ranger-Set“zukommen ließ. Der dazu verabreichten schriftlichen Aufforderung, mir für weiterhin erfolgreiche Streifzüge durch den Alltagsdschungel einen Revolver oder zumindest ein Butterfly-Messer zu besorgen, kann ich nicht nachkommen: Ich habe bei den entsprechenden Guerillaschulungen seinerzeit bei diesen Fächern nicht richtig aufgepasst. Immerhin wurde inzwischen per Abtasten der Wohnung die Ersatzbrille gefunden und die neue dort geortet, wo Papa nix dazuzahlen muß...

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Die nordgründigen Maurerpoliere Edith & Ralf Borttscheller wissen ebenso wie das gleichgesinnte Ehepaar Nölle, daß es im Baugewerbe nun mal etwas ruppig zugeht. Das Flaschenbier wird mit den Zähnen entkorkt, kollegiale Streits enden schon mal in der Frischzementwanne oder mit Bungee-Jumping ohne Seil vom Baukran, und wenn der Bauherr zum Richtfest zu wenig Hackepeter serviert, wird nach alter Eisenwichser-Sitte gemeinsam in den Beton gestrullt, damit kurz nach Ablauf der Gewährleistung die Risse wie von selber kommen. Aber muß man sein Bekenntnis zu solch archaischen Sitten offen machen, wenn sonst der fesche Max gemimt wird? Geht nicht durch solche Proll-Manifestation der gute Ruf bei der Hausbank flöten? Ach so, stimmt ja - selber Banker! Na dann...

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Kommt in der gemütlichen Haake-Beckkneipe das Gespräch auf die Anschaffung eines Neuwagens, und noch ehe sich der autofeindliche Prophet vom Resopaltisch nebenan dazu äußern kann, muffelt der eine Teilnehmer der Runde ziemlich sauer vor sich hin: „Kommt bei mir sowieso nich in Frage die nächsten zwei Jahre. Die Omma hat sich den Lifta bestellt und kann nix dazugeben!“Senioren, kauft Treppenlifte. Für mehr Sicherheit auf euren Wegen, im Haus und im Straßenverkehr.

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Nachdem DAG und DGB ihre Position zur Neubesetzung des Geschäftsführerpostens bei der Angestelltenkammer dargestellt haben, werfe auch ich einen Vorschlag in die Debatte: Mich kriegt Ihr, sagen wir mal, 20 Prozent preiswerter, sogar ohne Dienstwagen. Und nehme die Wahl gern an. Durch meine konsequente Politik der Nichteinmischung könntet Ihr Eure arbeitnehmerorientierten Kabbeleien unter Euch abmachen. Der berühmte feministische Arbeiterführer Heinzi Möller würde vom Geschäftsführerkollegen allenfalls ein Dutzend mal im Jahr beleidigt und dürfte sich ansonsten von mir völlig ungestört seinen Hobbies im Intrigenreferat und im Aufschwung West widmen. Ihre Personalagentur für verführbare Kräfte erreicht mich unter Chiffre „Samson/Hängematte“über dieses Blatt.

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Wahrscheinlich haben Sie schon öfter gefragt, warum das mit dem Biergartenwetter bislang noch nicht so geklappt hat in diesem Sommer. Folgen wir also der scharfsinnigen Analyse innerstädtischer Pfeffersäcke für alle Problemlagen und stellen fest: Parkplatzmangel, Penner und Straßenmusiker vertreiben selbst die liebe Sonne! Ulrich „Wolkenbruch“Reineking