Leitung der Humboldt-Uni ohne Politiker

■ Vorschlag des Präsidenten für neue Zusammensetzung des obersten Gremiums

Nächsten Mittwoch wird es ernst mit der Reform der Hochschulgremien. Das Kuratorium der Humboldt-Universität (HU) soll seine eigene Entmachtung beschließen. Im Laufe des Jahres, so der Zeitplan, soll Wissenschaftssenator Peter Radunski (CDU) absegnen, wie die HU zunächst für drei Jahre geleitet werden soll. Hauptpunkt der Neuerung: PolitikerInnen werden aus dem Kuratorium, dem obersten Gremium der Uni, verbannt.

Die im April ins Gesetz eingeführte Erprobungsklausel hat es möglich gemacht. Danach können die Unis neue Formen der Selbstverwaltung ausprobieren.

Gestern stellte HU-Präsident Hans Meyer das Konzept vor, das am Mittwoch beschlossen werden soll. Die Arbeitsgruppe aus verschiedenen Uni-Angehörigen hat sich eine neue Zusammensetzung des Kuratoriums ausgedacht, das staatsferner sein soll als das heutige. Bislang sitzen den acht Mitgliedern aus der Hochschule ebenso viele PolitikerInnen gegenüber, darunter ParteivertreterInnen aus dem Parlament und Wissenschaftssenator Radunski. Zusätzliche VertreterInnen schicken Gewerkschaften, Arbeitgeber, Frauen- und Umweltorganisationen.

Nach Meyers Vorschlag dürfen nur noch Hochschulmitglieder und Arbeitgeber ihre VertreterInnen, die aber selbst nicht an der Uni studieren oder arbeiten dürfen, in das Gremium entsenden. Gewerkschaften wirken nur noch indirekt mit, indem die nichtwissenschaftlich Beschäftigten der Uni sich mit ihnen abstimmen. Bernd Rissmann, stellvertretender Landesvorsitzender des DGB, ist empört. Die „falsch verstandene Auslegung der Erprobungsklausel“ bringe eine Rückwärtswende in der Berliner Hochschulpolitik.

Auch Eigeninteressen der Mitglieder sollen künftig außen vor bleiben, wenn über Haushalt oder Studiengänge abgestimmt wird – oder über Berufungen von ProfessorInnen, die bisher der Senator vornimmt. StudentInnenvertreter René Grube bedauert zwar, daß die Studierenden „unmittelbare Vertretungsrechte“ verlieren sollen. Aber „das Risiko, darauf zu verzichten, lohnt“. Was viele Hochschulmitglieder so freut: Noch stärker als sie selbst soll es die Politik treffen. Abgeordnete und Senatsmitglieder sind als KuratorInnen in Zukunft nicht mehr erlaubt – und verlieren außerdem das aktive Wahlrecht. Lediglich der Wissenschaftssenator hat noch Einfluß, da er das Kuratorium genehmigen muß.

Eine vernünftige Zusammensetzung, meint Meyer, ergebe sich von selbst. „Wenn Sie jemanden benennen, der nicht so gut ist, hat der unter acht Leuten nichts zu sagen“, glaubt der renommierte Verfassungsrechtler. Matthias Fink