■ Trekkies mit Flügeln: Batman-Rummel im Unidorf Münster
: Fledermäuse sind cool

Man kennt das ja von der „Blues Brothers“-Gemeinde, den „Rocky Horror Picture Show“-Freaks und von den „Star Trek“-Fans. Wenn die alten Filme gezeigt werden, kommt man in Verkleidung und macht Party. Big Fun! Aber Batman? Ein Fledermaus-Kult in Deutschland, im Unidorf Münster gar? Eigentlich undenkbar!

Trotzdem, der Verleih Warner wollte es, und so wurde am Mittwoch in mehreren deutschen Städten ein Fledermaus-Viererpack gezeigt. Reklame für den neuen, „Batman & Robin“, der genau um Mitternacht starten sollte. Wer „batmanmäßig verkleidet erscheint“, hieß es werbeträchtig, „nimmt an einer Verlosung von Batmanerabilien teil!“.

In Münster geht's am Nachmittag um vier los — aber nicht richtig. Das Broadway-Kino ist nur halb voll, niemand im Kostüm. Nur einer fragt nach, wie das denn mit der Verlosung sei. „Die findet erst kurz vor Mitternacht statt“. „Hab' ich mir schon gedacht, dann kann ich mein Cape ja noch im Rucksack lassen.“ Null Leidenschaft während der ersten beiden Teile. Doch dann kommt endlich Leben in die Bude. Die 13jährigen ziehen ab, und die ganz großen Kinder übernehmen. Zu „Batman Forever“ füllt sich der Saal.

Nach der Vorführung wird Luft geschnappt. Thermoskannen, Cola und Red Bull kommen zum Einsatz. Während zwei Studentinnen fachsimpeln („Der Riddler ist ja auch eine der langweiligsten Figuren“), geht es bei den männlichen Kids um harte Fakten: „Die Kidman sieht doch scheiße aus.“ „Och, so scheiße sieht die gar nicht aus, aber Michelle ist einfach geiler.“

Mitternacht, der Laden ist ausverkauft. Zunächst eine Lasershow, dann die Verlosung. Die Theaterleiterin bittet alle Batmans nach vorne. Ganze fünf melden sich. Einer in Plastikmaske, einer im vollen Outfit, die anderen sind keine Flattermaxe. Die Moderatorin ist verwirrt und hält dem Typen im Abendanzug das Mikro ins Gesicht. „Ich bin Bruce Wayne“, sagt der sehr überzeugend, „meinen Bat-Anzug habe ich heute zu Hause gelassen.“ Das läßt die Moderatorin durchgehen. Der mit der Baseballkappe verkauft sich als „Batmans Manager“ und die Kleine mit Puppe auf dem Arm ebenso selbstbewußt als „Batmans Maskottchen“. Der Theaterleiterin ist alles egal, sie verschenkt kurzerhand den ganzen Merchandisingkram. Licht aus, „Batman & Robin“ kommen. Genau wie bei den Trekkies werden während des Vorspanns die Namen der Stars bejubelt, nur Alicia Silverstone erntet Pfiffe. Partystimmung blitzt auf. Kurz vor zwei ist allerdings Schluß mit lustig. Uma Thurman und Arnie Schwarzenegger wollen gerade die Weltherrschaft übernehmen, da kommt eine schon weggeguckte Szene vom Anfang des Lichtspiels. Leichter Tumult im Saal. Film stop, Licht an. Die Kartenabreißerin schreit: „Wir versuchen den letzten Akt zu kriegen!“ Niemand weiß, was sie meint. Dann tritt die Theaterleiterin wieder auf und erklärt: „Der Verleih hat uns statt des 5. den 2. Akt doppelt geschickt. Irgendwo in einer Stadt in Deutschland läuft jetzt der 5. Akt zweimal. Wir lassen jetzt den 2. Akt weiterlaufen und dann den sechsten. Oder ihr könnt euch mit eurer Eintrittskarte morgen noch einmal den ganzen Film anschauen.“

Die Zuschauer bleiben ruhig, stehen auf und gehen. Fledermäuse sind cool. Nur sechs oder sieben bleiben tatsächlich sitzen. Alle anderen gehen ins Bett und danken Warner, die einen Fledermaus-Kult in Münster erfolgreich verhindert haben, für die zusätzliche Stunde Schlaf. Und gelernt haben auch alle etwas. Erstens: Wirf niemals deine Eintrittskarte vor dem Ende der Vorstellung weg, und zweitens: Trekkies feiern besser. Karl Wegmann