Klar, auch mal trösten

■ Torsten Herrmann, 31 Jahre, Jim's

Ich hab' früher selber viel im Dreck gesteckt. Von daher weiß ich, wie es ist, wenn man am Tresen sitzt und mit jemandem reden will über die Alltagsprobleme und über die Ängste, die man so hat. Ich bin ein guter Zuhörer. Und ich kann gut auf Leute zugehen, sie ansprechen, wenn ich merke, da kommt einer nicht aus sich heraus. Klar, ich hab' auch schon mal trösten müssen. Oder einem eine Wohnung besorgt. Ich helf' schon, wo ich kann.

Das Jim's haben wir seit acht Monaten. Mein Freund und ich haben früher bei der BVG gearbeitet, aber dort wurden massenweise Stellen abgebaut. Da haben wir uns gesagt: „Laß uns eine Bar aufmachen.“ Eigentlich wollte ich keine reine Schwulenkneipe. Klar, ich stehe dazu, daß ich schwul bin, aber ich will auch die Leute aus'm Kiez hier haben und den normalen Bürger. Man muß denen ja nur selber Akzeptanz entgegenbringen und zeigen, daß man sie haben will. Inzwischen kommen viele Heteros. Die fühlen sich hier wohl, wahrscheinlich weil sie nicht so angemacht werden wie anderswo. Aber vorwiegend kommen schon Schwule. Unser Laden ist bekannt in der Szene.

Manchmal passieren auch lustige Sachen. Einmal kam ein knackiger Typ rein, ging an den Flipper und wollte spielen. Alle guckten natürlich hin, und vorn am Tresen lästerte einer: „Mensch, gebt dem doch mal einen aus.“ Es fand sich auch einer, der einen Drink spendierte. Und als der Typ den Drink hatte, kam seine Freundin rein, und alle haben gelacht.

Zum CSD kann ich nicht. Das ist halt so, wenn man selbständig ist. Das Jim's ist offen. Wir machen eine Grillparty bis in die Nacht.