Verwöhne ganz gern

■ Sabine Müller, 28 Jahre, Schoko-Café

Die Schoko hat ja so ein bißchen das Image weg als verkrusteter, trockener Feministinnen-Laden. Das stammt noch aus den 70er Jahren. Ich will versuchen, die Atmosphäre ein wenig zu ändern. Abends mehr Barbetrieb, wo auch mal geflirtet werden kann. Am Wochenende verstärkt Veranstaltungen, weil es für Frauen nicht mehr soviel gibt in der Stadt. Komischerweise ist Dienstag schon so ein Tag, wo sich viele Frauen treffen, wo Frauen auch mal allein kommen und Anschluß finden, wo einfach gute Stimmung ist. Aber ich denke, auch politisch läßt sich noch mehr machen. Da setze ich auf die Mithilfe anderer Frauen. Übrigens, ich suche noch alte Sofas und Kühlschränke. Wer also was spenden will ...

Ich bin jetzt zehn Jahre in Berlin und habe schon in verschiedenen Projekten gearbeitet. Im Anal, im SO 36. Seit drei Wochen bin ich in der Schoko. Ich habe das Café für drei Jahre gepachtet. Ich hatte halt die Alternative: Arbeitslos oder ein Frauencafé betreiben? Es ging mir nicht um den Status der Selbständigkeit. Sondern es war auch die Motivation, ein Frauenprojekt zu erhalten. Es wird ja zur Zeit ganz schön viel dichtgemacht. Und außerdem bin ich ein gutgelaunter Mensch, verwöhne ganz gern, lasse meinen Charme spielen. Wenn eine Frau bei mir am Tresen sitzt, kann sie ihren Frust ablassen, mal schnell ein Bier kippen oder einen Whisky auf den Ärger mit dem Sozialamt. Manchmal, da ärgere ich mich sogar noch richtig mit.

Ich werde heute gerade Salat schnippeln für unsere Grillparty in der Schoko, wenn die CSD-Demo läuft. Ich war schon seit drei Jahren nicht mehr dort. Für mich hat der CSD sein altes Flair verloren.