Unterm Strich

Am Schauspiel Hannover beginnen morgen die Autorentheatertage '97. Noch ein Theatertreffen! denken Sie jetzt, und natürlich haben Sie recht, aber dann auch wieder nicht. Denn diese zur Förderung der deutschsprachigen Dramatik und der eigenen Reputation vom Schauspiel Hannover vor zwei Jahren erstmals ausgerichtete Veranstaltung funktioniert ein bißchen anders als andere. Nur einer bestimmt hier, was gespielt wird, und zwar ein Kritiker. In diesem Jahr ist es Wolfgang Höbel, der Kulturchef des Spiegel. Aus 200 eingesandten Theaterstücken hat er drei ausgesucht – „Mehr als diese drei habe ich nicht gefunden“ –, die gelesen und in einer Werkstattinszenierung aufgeführt werden: „Trance. Szenen aus der Normalitätsanstalt“ von Alexander Gerner (Jahrgang 1970), „Mach nicht den Tag zur Nacht“ von Odette Haussmann (Jahrgang 1969) und „Tatar Titus“ von Albert Ostermaier (Jahrgang 1967).

Begleitend durfte Höbel einige Inszenierungen zusammentrommeln, die ihm in dieser Spielzeit besonders viel Spaß gemacht haben, und das ist eine Auswahl, die sich sehen lassen kann. Neben Frank Castorfs „Trainspotting“ von der Volksbühne Berlin und Jens-Daniel Herzogs „Die Nacht kurz vor den Wäldern“ von den Münchner Kammerspielen kommt auch Armin Petras mit „Angst Traum Schrei“ vom Theater Nordhausen, und außerdem ist Andreas Kriegenburg mit „I Hired A Contract Killer“ vom Schauspiel Hannover eingeladen – Inszenierungen, die auch in dieser Zeitung hoch geschätzt werden. Bis 6. Juli dauern die Autorentheatertage, wobei es zu diversen Gesprächsrunden kommt, mit den früheren Juroren Robin Detje und Reinhardt Stumm, mit den Regisseuren etwa über „Theater und Kino“ oder mit Diedrich Diedrichsen über „Theater und Popkultur“, und auch sonst wird es wohl an nichts mangeln.

Als Ergänzung im Schwange des Überflusses noch dies: Manuskripte, Briefe und ein Adreßbuch von Henry Miller sind in San Francisco versteigert worden. Der einzig erhaltene Durchschlag des Originalmanuskripts von „Wendekreis des Steinbocks“ ging auf der Auktion am Donnerstag für 40.250 Dollar unter den Hammer. Das „Kleine Schwarze Buch“, eine Adreßliste von Geliebten, fand für 2.645 Dollar einen Abnehmer. Er erhielt aber keine Garantie, daß die Daten noch stimmen.