Blaue Teufel im Himmel

■ Hamburg Blue Devils verteidigen ihren Eurobowl-Titel im American Football im Finale gegen Bologna

Die Hamburg Blue Devils bleiben das Maß aller Dinge in Europas kleiner American Football-Welt. Am Sonnabend gewannen sie im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion das Eurobowl-Finale gegen den italienischen Meister Phoenix Bologna mit 35:14 und verteidigten damit ihren Titel.

Vor 17.000 Zuschauern, darunter 3000 aus Hamburg mitgereisten, und sage und schreibe 400 Cheergirls aus Europa und den USA legten die Italiener zwar vor der Halbzeitpause der Defense der Teufel zweimal das Ei in die Endzone, aber aufgrund der überlegenen Athletik und eines famosen Quarterbacks Dino Bucciol, der auch zum wertvollsten Spieler des Spiels gewählt wurde, überrannten die Hamburger ihre Gegner und kamen am Ende zu fünf Touchdowns.

Während des Spieles gab es, wie in dieser Sportart üblich, Showeinlagen der angereisten Cheerleader-Gruppen. Sechs Formationen, darunter auch die Blue Angels aus Hamburg, wechselten sich dabei ab, die Zuschauer während der Spielpausen bei Laune zu halten.

Einzig Klaus-Dieter Heldmann, Geschäftsführer der veranstaltenden Messe- und Kongreßgesellschaft, machte aufgrund der niedrigen Zuschauerzahl dicke Backen. Denn auch mit American Football läßt sich inzwischen in Deutschland viel Geld verdienen. Dazu aber muß im Süden der Republik offensichtlich noch Aufbauarbeit geleistet werden.

Daß Hamburg auch im Feiern die Nummer Eins ist, zeigte sich nach dem Match. Geschlossen zog die Mannschaft los in die extrem häßliche Nobeldiscothek „Perkins Park“in Stuttgarts Nobelvorort Killesberg. Dort wirkten die bulligen Spieler zwar ein wenig deplaziert, doch durch systematischen Alkoholkonsum nivellierten sich die Unterschiede zwischen den Sportlern und der Schwaben-Schickeria bald. Nach reichlich wenig Schlaf traten die Devils die Heimreise an.

Am Sonntag nachmittag wurden sie von etlichen hundert Anhängern am Dammtor-Bahnhof abgeholt. Von dort ging es im offenen Doppeldecker-Bus zum Rathausmarkt. Dort warteten bereits an die 2000 Fans und Hamburgs Sportsenator Hartmuth Wrocklage (SPD) , um das Team zu empfangen. Nach dem Absingen des obligatorischen Hans Albers-Klassikers „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“verließen die Kampfmaschinen den Bus und wechselten auf das Stuttgarter Weindorf, wo sie etliche Viertel Trollinger vernichteten und einige eingeschüchterte schwäbische Winzer zwangen, ihnen sofort ihr Grundnahrungsmittel – Hamburger mit viel Ketchup – zu braten. Eberhard Spohd