Interview
: „Anspruch erfüllt“

■ Warum bei der Pflegeversicherung nicht alles, aber einiges funktioniert

Marco Kellerhof leitet die „Projektgruppe Systemübergang Pflegeversicherung“in der Sozialbehörde.

taz: Hat die Pflegeversicherung für HeimbewohnerInnen ihre Ziele erreicht?

Marco Kellerhof: Der Anspruch, Pflegebedürftige vor der Sozialhilfe zu bewahren, ist weitgehend erfüllt. Große Teile von dem, was vorher das Sozialamt gezahlt hat, übernimmt jetzt die Pflegekasse.

Trotzdem müssen gerade die tief ins eigene Portemonnaie greifen, die viel Pflege brauchen.

Das ist ein echtes Problem. Die Heimbewohner und -bewohnerinnen der Stufe drei sind benachteiligt. Ihr Eigenanteil ist höher als der in den niedrigen Pflegestufen. Aus Sicht der Angehörigen entstehen wirklich Ungerechtigkeiten, wenn jemand in Stufe drei 2800 Mark von der Kasse bekommt und etwa 5500 an das Heim zahlen muß. Denn Pflegebedürftige in Stufe zwei bekommen 2500 Mark, zahlen aber meist nur etwa 4300. Wer den Eigenanteil nicht selbst zahlen kann, muß beim Sozialamt eine sogenannte Einzelförderung oder Sozialhilfe beantragen.

Wie wollen Sie das in den Griff bekommen?

Anfang 1998 endet die momentane Übergangsregelung, aus der auch die Kategorien stammen. Danach wird sich Hamburg auf Bundesebene für einen Ausgleich zwischen den Kategorien einsetzen.

Sollte man bis dahin Oma lieber zu Hause pflegen?

Seit vor zwei Jahren die Kassen begonnen haben, für ambulante Pflege zu zahlen, hat die Nachfrage in den Hamburger Altenheimen jedenfalls nachgelassen. Die Leute gucken auch mehr auf den Preis. Ob sich der Trend fortsetzt, kann man jetzt noch nicht sagen. Bis die Pflegeversicherung reibungslos funktioniert, müssen wir noch eine ganze Menge tun. Das wissen auch alle Beteiligten.

Fragen: juw