■ Euro: Der Zwist zwischen Stoiber und Kohl eskaliert
: Viel Wirbel, wenig Risiko

Ein Hund ist er schon, der Stoiber Edmund, darin sind sich zur Zeit die allermeisten Bayern einig. Seinen penetranten Scharfsinn ertragen sie, weil sie ihm auch Schneid zutrauen, also Lust aufs Risiko – wie es seinerzeit Strauß immer wieder bewiesen hatte. Zugleich wissen sie, daß Stoiber, mehr noch als Strauß, die Grenzen des Risikos einschätzen kann. Bayern war im Zwist mit Bonn noch nie der Verlierer und erhielt am Ende immer gerade so viel, als es nur eben erhalten konnte.

Es gehört zum politischen Fundament der Bonner Republik von Anfang an, daß Bayern die Rolle des notwendigen Zweiten spielen sollte, der aus etwas anderem Material geschnitzt ist als alle übrigen. Als einziger Staatsverband durch eigene Geschichte auf eigenem Territorium befestigt, konnte es sich nie mit den anderen, oft ziemlich beliebig zusammengeschusterten Ländern, vergleichen lassen. Doch seine Sonderlegitimität hat die Legitimität des Bundesstaates besser unterstützt, als es die Gleichförmigkeit aller deutschen Regionen getan hätte. Die politische Legitimität Londons ist größer als diejenige Englands, weil sie auch die ewig renitenten Schotten und die Waliser umfassen kann. Bonn braucht Bayern als das teilweise Andere.

Für die Bayern wird es, zumal im vereinigten Deutschland, immer schwieriger, ihre Rolle richtig zu spielen. Durch die Landtagswahl im Herbst nächsten Jahres ist nun Stoiber geradezu gezwungen, einen kleinen High-noon mit Bonn zu inszenieren, um Integrationswallungen im Namen der CSU zu erregen. Und für die könnte es knapp werden; es könnte um wenige 10.000 Stimmen gehen. Soeben hat eine Wählerminderheit der widerwilligen Regierung eine Volksabstimmung über die Abschaffung des Senats aufgezwungen, die funktionslose zweite Kammer. Sie wird mitten in den Wahlkampf geraten und als ein Test verstanden werden.

Die CSU kann Bayern und kann sich selbst nicht anders als im ungeteilgten Besitz schwarzer Regierungsmacht verstehen. Der Verlust der absoluten Mehrheit wäre ein Fiasko für die Partei. Stoiber muß also aufs Ganze gehen. Da kommt der Euro wie ein gefundenes Fressen. Es ist kein anderes Thema zur Hand, das soviel Wirbel verspricht und am Ende so wenig kostet. Stoiber weiß auch, daß BMW und Siemens und die Bayerische Hypo-Bank den Euro unbedingt wollen. Und schließlich, etwas aufgeweicht, kriegen werden. Ein Trost für den wundgescheuerten Kanzler, der das alles gut versteht und in Grenzen auch mitmachen würde, ist nur, daß es dem Kollegen Lafontaine mit Gerhard Schröder ebenso geht. Unernste Spiele inmitten der Lähmung des Bonner Systems. Claus Koch