Mehr Ordnung und mehr Opferschutz

■ Hamburgs Weißer Ring bilanziert Kriminelles

Beunruhigend sei die Entwicklung der Kriminalität, „die Täter werden immer brutaler“, meint Heinz Baumgart. Und um das bedrohliche Szenario anschaulicher zu machen, nennt er Zahlen: In Hamburg habe die Gewaltkriminalität im vergangenen Jahr um 5,5 Prozent zugenommen. „41 Prozent aller Gewalttäter sind jünger als 25.“Heinz Baumgart ist Hamburgs Regionalbeauftragter vom Weißen Ring. Die Zahlen, die er gestern vor der Presse wiederholte, sind das Fundament seiner Arbeit.

Denn hinter jeder Zahl steckt auch ein Opfer von Kriminalität, und um deren Unterstützung bei Behördengängen oder Gerichtsterminen geht es dem Weißen Ring. Egal, ob es um Rechtsschutz, die Beratung durch einen Anwalt oder eine Kur zur Erholung von den Tatfolgen geht, der Verein will möglichst unbürokratisch und schnell helfen. 200 Opfer wandten sich in diesem Jahr an seine vier Hamburger Anlaufstellen.

Finanziert wird die Arbeit der 60 ehrenamtlichen Hamburger Mitarbeiter in erster Linie durch Spenden, aber auch über Bußgelder, die die Justiz dem Verein zuweist. 1996 waren das rund 113.000 Mark. „Viel zu wenig für die Opferarbeit“, moniert Baumgart, immerhin fließe fast das Zehnfache dieser Summe in die „Täterarbeit“, also in die Straffälligen- und Bewährungshilfe.

Ginge es nach demWeißen Ring, so müßte auch der Strafvollzug reformiert werden: Wiederholungstäter gehörten dauerhaft hinter Schloß und Riegel. Sexualstraftäter sollten direkt nach der ersten Tatwiederholung in Sicherungsverwahrung genommen werden. Resozialisierung schön und gut, „aber nicht auf Kosten Dritter“, heißt die Devise von Dieter Eppenstein, dem Generalsekretär des Opfer-Rings. „Triebtäter“sollten seiner Meinung nach erst nach Überprüfung durch einen externen Gutachter in den Genuß von Vollzugslockerungen kommen dürfen. flo