„Wie bei Sysyphos“

■ Kulturetat spart an neuen Projekten

Über die „dramatische Finanzsituation der Stadt Hamburg“müsse sie eigentlich kein Wort mehr verlieren, eröffnete Christina Weiss gestern ihre Erklärung zum Kulturhaushalt 1998, und tat's trotzdem: Man habe einen strikten Spar- und Konsolidierungskurs gefahren und damit Erfolg gehabt – der aber zahle sich nicht aus. „Es ist wie bei Sysyphos“, erklärte die Kultursenatorin das Verhältnis zwischen erbrachten Einsparungen und erlittenen Steuerausfällen: „Kaum sind wir an der Bergspitze angekommen, kommt der Stein aus Bonn.“

Also müsse weiter gespart werden, und davon, so die parteilose Senatorin unsentimental, könnten auch die schönen Künste nicht ausgenommen werden. Dennoch werde keine „bewährte Kultureinrichtung“im nächsten Jahr geschlossen, versprach Weiss. Neue Projekte werde es hingegen nicht geben.

Die Kulturbehörde wird 1998 über einen Etat von 361,4 Millionen Mark verfügen, rund 14 Mio. weniger als im laufenden Haushalt. Mit minus 3,9 Prozent ist der Kulturetat nach dem Bezirksverwaltungs-Etat der am stärksten gekürzte Einzelhaushalt der Stadt. Der Kultur-Anteil am Hamburger Haushalt sinkt damit erstmals auf weniger als zwei Prozent. Erleichtert wird der Sparzwang allerdings aufgrund haushaltstechnischer Verschiebungen: Nach Fertigstellung von Museum der Arbeit und Galerie der Gegenwart zu Jahresbeginn müssen in 1998 real nur 8,4 Mio. eingespart werden.

Traf es 1997 die Öffentlichen Bücherhallen, müssen 1998 die Staatstheater die Hauptlast tragen: Die Oper soll 1,8 Mio., das Schauspielhaus 870.000 und das Thalia Theater 500.000 Mark einsparen. Die Museen werden insgesamt 1,6 Mio. weniger erhalten. Zuwachs gibt es für die KZ-Gedenkstätte Neuengamme (100.000), die Freie Akademie der Künste (100.000) sowie das Altonaer Theater (200.000). Christiane Kühl