Mit dem Wasserschaden auf du und du
: Kloake aus dem Klo

■ Als in der Sonntagnacht über Bremen der Gewitterregen kam

Die 40 Reihenhaus-Bewohner aus der Findorffer Brandstraße haben ein ganz besonderes Verhältnis zur Bremer Abwasser-Kanalisation: Immer wenn es in der Hansestadt wie aus Eimern schüttet, fühlen sie sich von den Bremer Entsorgungsbetrieben betrogen. Dann stehen ihre Keller unter Wasser – und so war es auch beim heftigen Gewitter in der Nacht zum Montag: Bei Familie Lonscher (Nr. 73) kam die Kloake aus dem Klo, bei Familie Ahrens (Nr. 63) stieg das Wasser aus einem Abflußrohr in der Garage. Wie immer pumpten sie auch dieses Mal bis vier Uhr nachts, tranken noch einen Cognac, bis Anwohnerin Elisabeth Lonscher beschloß: „Wir lassen uns das nicht mehr gefallen. Wir brauchen einen breiteren Abwasserkanal.“

Denn die Nachbarn sind sich sicher: Der Abwasserkanal in ihrer Straße sei viel zu eng und wurde seit über 80 Jahren nicht ausgetauscht. Doch die Bremer Entsorgungsbetriebe wollen davon nichts wissen. Schließlich sind in der Gewitternacht zum Montag nicht nur in der Brandstraße, sondern auch in mehreren Straßen in Hemelingen, Arsten und Woltmershausen 90 Keller abgesoffen.

90 Keller sind abgesoffen

An dieser „ärgerlichen Misere“seien aber nicht zu enge Abwasserkanäle schuld, sagt BEB-Sprecher Friedhelm Behrens. Die seien breit genug und können seit Anfang der 90er Jahre sämtliches Regenwasser schlucken. Vorher wurde das Wasser in die Wümme, den Torfkanal oder die Weser geleitet. „Da lagen aber wegen des Abwassers irgendwann die Fische oben“, so der BEB-Sprecher.

Um die Ökokatastrophe zu verhindern, baute die BEB die Bremer Kanalisation in ein „hochmodernes Kanalstauraum-System“um. Das könne jetzt bei starken Regengüssen bis zu 250.000 Kubikmeter Wasser vom Kanalboden bis zum Gullideckel schlucken.

Wenn den Bremern trotzdem das Wasser in die Keller läuft, seien eben defekte Rückstauklappen im Haus schuld. „Da können mal Slipeinlagen oder Kondome dazwischenklemmen und dann drückt das Wasser halt durch die Rohre“, ist sich BEB-Sprecher Friedhelm Behrens sicher. Über die Klappen hätte die BEB immer wieder regelmäßig informiert. Mehr könne er zu dem Problem aus der Brandstraße auch nicht sagen. Doch Anwohnerin Elisabeth Lonscher will sich nicht geschlagen geben: „Diese Rückstauklappen, die haben wir doch alle schon“, sagt sie. Nur der Kanal, der sei schon seit 90 Jahren der gleiche. Und deshalb habe sie jetzt eine Klage gegen die Stadt vor. kat