„Weserpark zwei“– ein Geisterprojekt?

■ Wirtschaftsressort und Investoren betreiben gegen die Koalitionsmeinung ein Einkaufs-zentrum an der Ritterhuder Heerstraße

„Der Weserpark zwei“, ein gigantisches Einkaufszentrum am Rande von Oslebshausen, geistert durch die Köpfe von Stadtplanern, Maklern und Wirtschaftsförderern. Obwohl politisch von der großen Koalition offiziell auf Eis gelegt, sind jetzt wieder Skizzen für Möbelmärkte, Hotels, Go-Cartbahnen und Bürohäuser des „Handelszentrums Nordwest“inklusive 8.000 Parkplätzen an der Ritterhuder Heerstraße aufgetaucht. Die Bremer Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG) wirbt mit dem Projekt im Internet. Dabei sind die Wiesen an der Autobahn A 27 nicht als Bauland ausgewiesen.

Bei der WfG heißt es, das Thema werde „auf sehr kleiner Flamme gekocht“. Im Wirtschaftsressort bestätigt die Sprecherin von Senator Hartmut Perschau (CDU): „Die Pläne liegen vor“. Es bemühten sich mehrere Investoren.

Die Zeichnungen, die jüngst dem CDU-nahen Anzeigenblatt „Weser-Report“zugespielt wurden, stammen offenbar aus dem Büro des Sebaldsbrücker Architekten Schulze. Der hüllt sich in Schweigen. Ein wahrer Kern ist dabei: Die Firma Ikea bestätigt Pläne für ein zweites Ikea-Möbelhaus im Raum Bremen. Gespräche über einen Bauplatz im Bremer Nordwesten sind im Gange. Die Baubehörde möchte die Schweden lieber in den neuen Industriepark West neben den Stahlwerken sehen als an der Ritterhuder Heerstraße.

Das Großprojekt auf der grünen Wiese „paßt wunderbar zu den Einzelhandelsrichtlinien“, heißt es aus der Umgebung des Wirtschaftssenators. Bremen habe kurzfristig Bedarf nach 80.000 Quadratmeter Handelsfläche, Konkurrenz zu den Centern im Umland müsse innerhalb der Landesgrenzen angesiedelt werden.

Koalitionspolitik ist ein Nord-West-Handelszentrum nicht: „Kein Weserpark zwei“, heißt es bei der CDU und aus dem Bauressort. Auch die SPD ist dagegen. Man hat sich festgelegt, dem Einzelhandel in der Innenstadt und besonders dem geplanten Shopping-Center Haven Höövt in Vegesack keine zusätzliche Konkurrenz zu bescheren. Dennoch: Ehe ein Investor mit seinen Millionen in den Speckgürtel ginge, so räumt etwa CDU-Sprecher Guido Niermann ein, müßte man noch mal nachdenken. Beim Kommunalverbund Niedersachsen/Bremen, der die Ansiedlung von Einkaufszentren in der Region koordinieren soll, sind jedoch keine Pläne für neue Großprojekte bekannt.

Wer hinter den Ritterhuder-Heerstraßen-Plänen steckt, die jüngst ans Licht kamen, ist ungewiß. Ikeas Möbelmarkt wäre erheblich kleiner als die gezeichneten Flächen. Unter Stadtplanern ist von einer Bremer Investorengruppe die Rede, die nun Druck machen wolle. „Wir sind zur Zeit nicht interessiert“, sagt ein großer Bremer Bauunternehmer, der als Urheber genannt worden war. Böse Zungen behaupten, der Planungsauftrag komme aus dem Hause des Wirtschaftssenators. Perschaus Sprecherin dementiert.

Branchenkenner halten das Projekt für unrealistisch. „So kann man ein Center heute nicht mehr machen.“Es sei eine Ansammlung unverbundener Gebäude, willkürlich mit Schlagwörtern bezeichnet. jof