Azubis aus ganz Deutschland helfen beim Bau

■ Aktion soll Topographie-Kosten senken und pädagogisch nützen. Trotzdem fehlen noch immer 4,5 Millionen Mark vom Bund. Bisher erst 150.000 Mark Spenden

Baulehrlinge aus der gesamten Bundesrepublik helfen ab Ende August, den vom Schweizer Architekten Peter Zumthor entworfenen Neubau des Dokumentations- und Besucherzentrums der Stiftung „Topographie des Terrors“ fertigzustellen. Jeweils zwischen acht und zehn Auszubildende, insbesondere Betonbau- und Maurerlehrlinge, werden zwei Wochen lang auf dem ehemaligen Gestapo- Gelände am Anhalter Bahnhof die Baugrube ausheben, Schutt beseitigen, Gerüste aufbauen und Fundamente gießen.

Für die freiwillige Aktion haben der Zentralverband des Baugewerbes und eine Werbeagentur rund 180 Azubis gefunden. Man verfolgt zweierlei Zwecke: Einerseits sollen die in Verzug geratenen Bauarbeiten vorangetrieben und die Baukosten gesenkt werden, andererseits die Azubis von ihrer Stippvisite pädagogischen Nutzen ziehen. „Wir hoffen, daß sich die jungen Menschen durch die Arbeit mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinandersetzen“, sagt der Verwaltungsleiter der Topographie, Jörg Szafraniak. Deswegen sind auch Veranstaltungen durch die MitarbeiterInnen der Stiftung für die Lehrlinge geplant.

Die Idee für den ungewöhnlichen Baueinsatz am ehemaligen Gestapo-Gelände hatte Bundesbauminister Klaus Töpfer (CDU), Schirmherr ist Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU). Sponsoren unterstützen die Lehrlinge mit Arbeitskleidung und Transportfahrzeugen. Die Senatssportverwaltung hat preisgünstige Unterkünfte zur Verfügung gestellt.

Doch trotz dieses Hilfseinsatzes fehlt der Stiftung für den Neubau noch eine ganze Stange Geld. Das Besucher- und Dokumentationszentrum sollte ursprünglich nur 36 Millionen Mark kosten. Davon haben sowohl der Bund als auch das Land Berlin jeweils die Hälfte übernommen. Weil die Baukosten dann aber doch höher ausfielen, rechnen die Stiftung und das Land mit 45 Millionen Mark. Diese zusätzlichen neun Millionen Mark müßten ebenfalls von Bund und Land getragen werden. „Berlin hat zugesagt, dennoch zu bauen“, sagt der wissenschaftliche Direktor, Reinhard Rürup. Der Bund habe bisher jedoch ablehnend regiert, weitere Kosten zu übernehmen.

Ende vergangenen Jahres drohte schon einmal das gesamte Projekt zu scheitern: Aufgrund der angespannten Haushaltslage wollte der Senat den Neubau überhaupt nicht mehr bauen lassen. Erst nach massiven Protesten im In- und Ausland wurde der Baustopp aufgehoben.

Die Stiftung initiierte als Reaktion eine Spendenkampagne, die bisher aber erst rund 150.000 Mark erbracht hat. Spender waren zahlreiche PolitikerInnen, Parlamentspräsident Herwig Haase, die PDS- Fraktion von Mecklenburg-Vorpommern, aber auch Schulklassen, Kirchengemeinden und zahlreiche Einzelpersonen. Die gespendeten Gelder sollen für die Bibliothek, für die es keine Sondermittel gibt, oder ein Auditorium im neuen Dokumentationszentrum verwendet werden. Julia Naumann

Spendenkonto Stiftung Topographie des Terrors, Kto. 7300 222 26, Berliner Sparkasse 100 500 00