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: Bandits

War das eine Spannung. Wochenlang konnte man in den verschiedensten deutschen Fernsehsendungen Ausschnitte sehen. Die titelgebende Band trat bei Heike Makatsch auf, und die CD gibt es schon seit geraumer Zeit zu kaufen. Bandits von Katja von Garnier soll ein Ereignis und kalkulierter Erfolg werden, anders als ihr Erstling und Überraschungserfolg Abgeschminkt. Der trat vor vier Jahren die nicht jedermann geheure Flut von Beziehungskomödien los und betätigte sich so als Trendsetter. Bandits dagegen setzt auf ein Konzept, mit dem schon Knockin' on Heaven's Door erfolgreich war: zitatfreudiges Genrekino mit viel treibender Rockmusik. Katja von Garnier hat allerdings den Akzent verschoben und einen veritablen Musikfilm inszeniert.

So ist die Story deutlicher Aufhänger für Musiknummern. Vier Frauen schließen sich im Gefängnis zu der Rockband Bandits zusammen. Emma (Katja Riemann) und Marie (Jutta Hoffmann) haben ihre Männer getötet, Luna (Jasmin Tabatabai) sitzt wegen einiger Raubüberfälle, und Angel (Nicolette Krebitz) ist mit 23 Jahren mehrfache Heiratsschwindlerin. Außer Angel sind alle Frauen Opfer männlicher oder gesellschaftlicher Repression. Das schweißt sie neben der gemeinsamen Musikleidenschaft und trotz aller Unterschiede zusammen. Männergewalt treibt auch mehrfach die Handlung voran. Während des Transports zu einem Auftritt auf dem Polizeiball gelingt den Bandits die Flucht, weil Luna einen zudringlichen Polizisten zusammenschlägt. Und als erste Aktion in der Freiheit zwingen sie eine Gruppe von Männern, die zum Spaß junge Hunde erschießen, sich mit Hundekot einzureiben. Was folgt, ist eine langgedehnte Flucht, in deren Verlauf sie bekannt werden und trotz größter Polizeipräsenz immer wieder Gelegenheit für öffentliche Auftritte finden.

Daß der Film einfach Spaß machen soll, ist ihm kaum anzukreiden, und daß ihm das zum Teil auch gelingt, ein gewisser Verdienst. Gelungen ist er dennoch nicht. Zu deutlich wird jede Gelegenheit genutzt, Stimmung zu machen. Es werden einfache Identifikationsmuster aus Filmen übernommen, in denen das schon einmal gut funktioniert hat (z.B. Thelma und Louise oder Blues Brothers), und das ganze in einer Videoclipästhetik präsentiert, die nur für den Moment wirkt. Darüber werden auch die Figuren sträflich vernachlässigt, so daß der Film immer da, wo er ihnen Tiefe zu geben versucht, sterbenslangweilig ist. Immerhin wartet Bandits mit guten Darstellerinnen auf, die ihren flachen Rollen einige schöne Momente abtrotzen können. Besonders Nicolette Krebitz steht in ihrer dümmlich-charmanten Darstellung Moritz Bleibtreu (Knockin' on Heaven's Door) in nichts nach. Bleibt ein freundlicher Gruß an die taz zu erwähnen, die offenbar als das wesentlichste Presseorgan in Hamburg angesehen und gleich zweimal auffällig ins Bild gesetzt wird. Sven Sonne

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