Überzeugend sinnloses Detailwissen

■ Der Comedian und TV-Junkie Michael Mittermeier mit Zapped! im Tivoli

Fernsehwerbung ist blöd und macht blöd. Das ist zwar nichts Neues, wird aber immer wieder gerne unter Beweis gestellt. Besonders Komödianten keilen sich mit Vorliebe das dankbare Thema, denn nichts läßt sich leichter parodieren als der Onkel von der Krankenkasse und seine o.b.-Nichten.

Nun läßt sich auch das ausgelatschteste Sujet mit neuen Pointen aufpeppen, weiß Michael Mittermeier und stellt sich – nach diversen Auftritten in der Harald Schmidt Show – mit diesem guten Vorsatz und dem Programm Zapped – Ein TV-Junkie knallt durch auf die Bühne des Schmidts Tivoli.

Der Lebenslauf des Fernsehsüchtigen wird in zappergerechten Häppchen serviert. Die meisten Sketche sind nicht länger als zwei Minuten, was Ermüdungserscheinungen vorbeugen dürfte. Zu Anfang seiner Karriere war der Stoff noch abendfüllend: Edgar Wallace war Mittermeiers Einstiegsdroge, Winnetou und Lassie hat er überlebt, und von Eduard Zimmermann kommt er einfach nicht los. Cpt. Kirk & Co. dürfen natürlich nicht fehlen, doch danach meint er im deutschen Fernsehen nur noch im Werbeblock Parodiewürdiges zu finden. Von der AOK über Calvin Klein bis zur Joghurette knöpft er sich die Highlights der fortschreitenden Werbeverblödung vor.

Schließlich wagt der Comedy-Maker den Absprung vom Sofa und mischt seiner Show eine Reise nach New York unter, bei der ihm etliche Mißgeschicke auflauern. Grimmige Cops, scharfes Chili und das stets böse Fernsehen, das in den USA noch dümmer ist als hier - wenig Neues unter den Bühnenscheinwerfern.

Gewürzt mit ein paar gelungenen Sprach- und Reimspielen, gut durchgeschüttelt und der Regie von Thomas Hermanns (Quatsch-Comedy-Club) unterstellt, könnte ZAPPED dennoch einigermaßen kurzweilig werden. Das mattscheibenmüde Publikum wird sicher nicht überfordert, doch mit Chance auch nicht enttäuscht werden, sofern die Bühnenpräsentation den Texten unter die Arme greift.

Nur sollten sich die Zuschauer darauf einstellen, daß das Programm zum beträchtlichen Teil eher auf Nostalgie als auf Aktualität setzt.

Barbora Paluskova

Sonntag/Montag, 6./7. Juli, 20 Uhr, Tivoli