„Alpha“im All am Boden nutzen

■ DASA, OHB und Wissenschaftler wollen aus Raumstation Geld schlagen / Bremen will BEOS-Projekt finanziell stützen

Transporter rammt Raumstation. Raumstation hat ein Loch. Was kürzlich draußen im Orbit der russischen Mir wiederfuhr, könnte auch der geplanten International Space Station „Alpha“passieren. „Was tun“, werden die Astronauten zur Erde funken. Die Antwort sollen nach dem Jahr 2000 möglicherweise Bremer Techniker geben. Denn auf dem Gelände der Daimler Benz Aerospace soll am Flughafen ein Betriebs- und Nutzungszentrum für „Alpha“eingerichtet werden.

Die DASA arbeitet an dem BEOS (Bremen Engineering Operations Science) genannten Projekt mit der Raumfahrtfirma OHB und dem ZARM-Institut an der Universität zusammen. Die Bremer Wirtschaftsförderungsausschüsse hätten nach den Wünschen des Wirtschaftsressorts eigentlich schon heute BEOS eine Förderung von 50 Millionen Mark zusagen sollen. Nach ersten Kalkulationen der Beteiligten könnten laut Senatspapier bis 2005 insgesamt 374 Millionen Mark in das Projekt fließen und 333 Arbeitsplätze geschaffen werden, wie es im Senatspapier heißt.

Der Senat hat die Vorlage aber zurückgestellt, erst im September soll über die genaue Verteilung der Risiken und die Plausibilität des Konzeptes befunden werden.

Das Wirtschaftsressort macht aus folgendem Grund Druck: Zwar will die europäische Raumfahrtagentur ESA erst 1999 den Auftrag für das Betriebszentrum vergeben. Aber auch die italiensche Firma Alenia in Turin bemühe sich mit staatlicher Hilfe um den Zuschlag.

Klappt BEOS nicht, droht Arbeitslosigkeit, so die Begründung. Denn bis „Alpha“2002 ins All geschossen und Columbus 2003 angedockt wird, tüfteln die Bremer Techniker noch an dem europäischen Weltraumlabor Columbus, einem wichtigen Modul für die „Alpha-Station“. Columbus kostet die beteiligten europäischen Staaten drei Milliarden Mark (Deutschland trägt 40 Prozent) und wird unter der Federführung der Bremer Raumfahrt-Sparte der DASA entwickelt. 1000 Jobs, so hieß es bei der Vertragsunterzeichnung für Columbus im März 1996, würden dadurch bei der Bremer DASA und anderen deutschen Raumfahrt-Unternehmen gesichert. Um zu verhindern, daß der „Raumfahrtstandort Bremen beschäftigungsmäßig leerläuft“, wie es in der Vorlage für die Ausschüsse heißt, müßten „Betriebs- und Nutzungsaufgaben für die Raumstation marktmäßig“genutzt werden.

Dabei geht es nach Aussage eines Projektpartners auch um die Wartung der „Alpha“, die bis 2013 die Erde umkreisen soll. Noch hält man sich bedeckt, denn die Konzepte seien noch nicht fertig und die italienische Konkurrenz solle nichts von den Bremer Plänen erfahren. Joachim Fahrun