Sind Sie glücklich?
: „Das Schlimmste habe ich überstanden“

■ 11 Uhr Alexanderplatz. Mit Hirntrauma lag Marina Langer ein halbes Jahr in einem dunklen Zimmer: „Nach starken Schmerzen weiß man, was Glück ist.“

Bei der Frage kommen die meisten Menschen ins Grübeln: „Sind Sie glücklich?“ will die taz wissen und hört sich fortan täglich um 11 Uhr abwechselnd auf dem Alexanderplatz und dem Wittenbergplatz um. Gestern war der Alexanderplatz dran. Heute stehen wir auf dem Wittenbergplatz. Das Ergebnis lesen Sie am jeweils folgenden Tag an dieser Stelle.

Die 21jährige Schülerin Marina Langer: Ja, eigentlich bin ich glücklich. Die Sonne scheint, und das Wetter ist schön. Wenn man mit sich selbst zufrieden ist und seinen Platz im Leben findet, denke ich, ist man glücklich. Ich suche zwar noch, aber ich bin optimistisch. Arbeitsmäßig gesehen ist das zur Zeit allerdings nicht leicht. Durch die Rezession werden sehr viel weniger junge Leute in die Gesellschaft integriert. Dadurch können auch sehr viele unglücklich werden.

Ich würde gern Design studieren oder Menschen beraten und helfen. Aufgrund eines Verkehrsunfalls kann ich erst 1998 mein Abi machen. Ich war ein Jahr krank geschrieben und durfte nicht zur Schule gehen, weil ich ein Schädelhirntrauma hatte. Kurz vor meinem 18. Geburtstag bin ich in Hellersdorf morgens auf dem Schulweg von einem Auto überfahren worden. Ich stand auf einer Fußgängerinsel. Aber ich bin ja wieder geworden (lacht). Wenn man richtig starke Schmerzen hat, weiß man erst, wie glücklich man vorher war. Ich mußte ein halbes Jahr zu Hause in einem dunklen Zimmer liegen. Das war ein richtiges Tief. Jetzt habe ich zwar noch Kopfschmerzen, wenn ich mich längere Zeit konzentrieren muß, aber das Schlimmste ist überstanden.

Ich bin so froh, daß ich mich wieder normal bewegen kann. Nur was einen Freund angeht, hatte ich bisher kein Glück. Ich habe noch keinen gefunden, der mich versteht und der meine beruflichen Wünsche akzeptiert. Plutonia Plarre

wird fortgesetzt