Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles!

Theo Waigel kann strahlen: Den idealen Plan zur Lösung aller Bonner Haushaltsprobleme hat der CSU-Bundestagsabgeordnete Erich Riedl gefunden. Er will den Goldschatz der Bundesbank verhökern – an uns alle. ------ Riedl schlug vor, aus dem Goldschatz Unmengen von 100-Mark-Goldmünzen zu prägen. Die widerum könnte dann jeder interessierte Bundesbürger zum Nennwert kaufen. ------ Der Goldwert der Münzen soll allerdings nur 65 Mark betragen, womit ein glücklicher Theo Waigel 35 Mark pro Münze einstecken könnte. ------ Zugleich will Riedl für jede Münze einen Hundertmarkschein einziehen, damit sich der Geldumlauf nicht erhöht. Seine Begründung: „Statt die Goldreserven der Bundesbank im Zuge der Währungsunion zum großen Teil der Europäischen Zentralbank zu überlassen oder durch Höherbewertung dem Bund zur Deckung von Schulden zu überweisen, hätte man die einmalige Chance, den Bürger selbst am Gold zu beteiligen.“ ------ Riedl denkt an die Prägung von 100 Millionen Münzen – macht 3,5 Milliarden Mark Einnahmen für den Finanzminister und 6,5 Milliarden Ausgaben für die Bürger. ------ Letztere hätten nicht nur wunderschöne Münzen im Schrank gestapelt, sondern auch noch eine gute Kapitalanlage. „Die 20-Mark-Goldmünze Wilhelm II. ist heute 157,50 Mark wert“, so Riedl überzeugend. ------ Weniger überzeugend ist allerdings, daß man zu Kaiser Wilhelms Zeiten für hundert Goldmark wesentlich mehr kaufen konnte als heute für 157,50 Mark. -----Währungsexperten halten von Riedls wundersamer Goldvermehrung nichts. „Seine Phantasie ehrt ihn“, so Wilhelm Hankel. „Aber seriös ist das nicht. Das ist sogar völliger Irrsinn.“klh

Fotos: Darchinger, Duselder/Caro, Montage: taz