Fette Beute im Bremer Parkhotel

■ 36jähriger wollte drei Werke aus der „Beutekunst“verkaufen: Festnahme

Waldemar T. saß mitsamt seinem zusammengerollten Diebesgut in seinem Hotelzimmer im Parkhotel, als die Polizei vor der Tür stand. Ein Hinweisgeber aus Australien hatte sich gemeldet und sie auf seine Fährte gesetzt, präzise Aufenthaltsort und -zeit genannt. Der Verdacht bewahrheitete sich: Waldemar T. war im Besitz von drei Gemälden niederländischer Maler im Gesamtwert von 60- bis 90.000 Mark.

Nach dem Krieg von Dresden in die Sowjetunion gebracht

Die Gemälde sind Teil der berühmten Beutekunst: 1945 wurden sie von sowjetischen Soldaten aus den Beständen der Staatlichen Gemäldegalerie in Dresden entwendet und in die Sowjetunion verbracht. Damit sind sie nur drei von etwa 200.000 Werken, die damals aus Deutschland in die Sowjetunion gebracht wurden und immer wieder für Debatten zwischen der deutschen und russischen Regierung sorgen.

Die meisten Werke hängen heute in russischen Galerien und Museen, wo sie als rechtmäßiges Erbe der Kapitulation angesehen werden; mit vielen wird allerdings auch auf dem internationalen Kunstmarkt gedealt. Auf welchem Weg die drei jetzt in Bremen sichergestellten Bilder aus Rußland nach Deutschland kamen, ist unklar. Der 36jährige Waldemar T., ein deutschstämmiger Russe, schweigt bisher zu allen Vorwürfen. Nach der Vernehmung wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt, da weder Verdunkelungs- noch Fluchtgefahr bestehe, hieß es von der Polizei.

T. hatte kein Glück auf dem Bremer Kunstmarkt

Ferner teilte die Polizei mit, T. habe seit einiger Zeit erfolglos versucht, seine Beute auf dem Bremer und Dresdener Kunstmarkt als Gesamtpaket zu verkaufen. Er sei der Polizei kein Unbekannter, sondern bereits durch seine europaweiten Kontakte im illegalen Kunsthandel aufgefallen. Man könne „vermuten“, daß hinter dem Handel ein internationaler Ring stünde, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage. Bei der Suche nach eventuellen Hintermännern tappt die Polizei offenbar noch im Dunkeln.

Bei den sichergestellten Werken handelt es sich um Landschaftsbilder aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die renommierten niederländischen Maler sind Cornelis van Poelenburgh, Allart van Everdinger und Johannes van Haensbergen. „Gute Namen“, wie mehrere befragte Galeristen der taz berichteten. Keiner von ihnen will allerdings mit dem Händler in Kontakt getreten sein. jago