Endet Costa unterm Schneidbrenner?

■ Vulkan-Konkursverwalter Jobst Wellensiek sieht kaum noch eine Chance, den Rumpf des Kreuzfahrtschiffes zu verkaufen

Endet das Kreuzfahrtschiff Costa 2 unter dem Schneidbrenner, ohne je das Meer gesehen zu haben? „Es wäre ein kleines Wunder, wenn die Costa noch verkauft würde“, sagte Vulkan-Konkursverwalter Jobst Wellensiek gestern vor dem Vulkan-Untersuchungsausschuß. Er habe zwar der Norwegian Cruise Line, die sich für den am Vegesacker Werftpier festgemachten Rumpf interessiert, die Erklärungsfrist bis zum 15.August verlängert. „Ich bin da aber nicht so schrecklich optimistisch“, so der als Optimist bekannte Anwalt.

Die Reederei hat offensichtlich Schwierigkeiten, die mehr als 400 Millionen Mark für den Weiterbau der Costa aufzutreiben. Folglich erwartet man auf der Werft auch nicht, daß ein Konkurrent auftaucht und den geforderten Kaufpreis von 46 Millionen Mark drücken möchte. Jede Reederei stünde vor den gleichen Finanzierungsproblemen.

Konkursverwalter Wellensiek bezeichnete vor dem Ausschuß die Entscheidung zum Bau der Kreuzfahrtschiffe Costa 1 und Costa 2 als „nicht nachvollziehbaren Managementfehler“, der mitverantwortlich für den Konkurs des Vulkan-Verbundes gewesen sei. Allein Costa 1 habe bis zu 200 Millionen Mark Verlust gebracht. In vielen Bereichen wie der Kücheneinrichtung oder dem Bau von Schwimmlandschaften hätten die Vulkan-Werften Neuland betreten.

Im schlimmsten Fall müßten die neuen Maschinen aus der Costa herausgeholt und der Rumpf verschrottet werden, hieß es in Vegesack. Zwar habe Norwegian schon 4,6 Millionen Mark angezahlt, dieses Geld ginge aber „bis auf einige Hunderttausend“wieder zurück.

Inzwischen stelle sich auch die Frage, ob es richtig war, die Costa 2 bis zur Schwimmfähigkeit weiterzubauen, so Wellensiek. Besonders die Manager der Bremerhavener Lloyd-Werft hätten ihm aber dazu geraten. Unvorhergesehene Ereignisse hätten allerdings einen Verkauf verhindert. So sei ein Vertrag mit dem ursprünglichen Auftraggeber Costa Crociere aus Italien schon fertig gewesen. Aber dann sei die Reederei selber verkauft worden, und der Aufsichtsrat entschied sich gegen den Kauf.

Weiter sagte Wellensiek, er habe schon im Februar 1996, als der Vergleich über den Vulkan eröffnet worden war, erkannt, daß ein Anschlußkonkurs unausweichlich sein würde. Er sei schon Wochen vorher von Seiten der Banken und einem Vertreter der Treuhand-Nachfolgerin BvS angesprochen worden, ob er nicht Insolvenzverwalter für die Ost-Werften des Vulkan werden wolle. jof