36 lange Tage im Rathaus

■ Positive Bilanz am Ende der „Wehrmachtsausstellung“

Die Veranstalter der Landeszentrale für politische Bildung und des Vereins „Erinnern für die Zukunft“überschlugen sich fast: Von „gelebter Demokratie“war die Rede, von einer „sagenhaften Resonanz“, dem „Stolz auf die Bremer Bevölkerung“, gar dem „Wendepunkt“in der Geschichte der Ausstellung. Müde und erschöpft, aber glücklich heißt das in der Sportlerwelt.

Der Erfolg in Zahlen: Zwei bis drei Besucher pro Minute wurden an den vergangenen 36 Tagen ins Rathaus gelassen. Insgesamt kamen 52.000, darunter 20.000 SchülerInnen mit ihren Klassen. 1.550 Gruppen meldeten sich; 750 machten eine Führung bei einem der 15 GeschichtsstudentInnen mit. Der Reinerlös beläuft sich auf 30.000 Mark, die den Opfern der deutschen Besetzung zugute kommen werden.

Als „beispielhaft“bezeichnet auch Bürgermeister Henning Scherf die Bremer Debatte um die Ausstellung. So sei es gelungen, die „sehr emotionale Lage mit Hilfe von Wissenschaftlern und ehemaligen und aktiven Soldaten zu versachlichen.“Ähnlich äußerte sich Herbert Wulfekuhl, Leiter der Landeszentrale. Im doch sonst sehr „mühseligen Geschäft politischer Bildung“sei die Ausstellung und die Auseinandersetzung darüber eine „absolute Ausnahmeerscheinung gewesen“.

Insbesondere für die Studenten, die als Führer rekrutiert worden waren, sei es aber auch eine mühsame Zeit gewesen, sagte Maria Meyer von „Erinnern für die Zukunft“. Wiederholt seien sie von Älteren angegriffen worden, weil „sie nicht dabei gewesen“seien und „nicht wüßten, wovon sie reden“. „Immer wieder mußten sie erklären, daß das Zeitzeuge-Sein allein nicht qualifiziert, über eine historische Epoche zu urteilen“. Ein Mitarbeiter an der Kasse wiederum war positiv überrascht, „wieviele Soldaten gekommen sind und sehr beeindruckt waren“.

Heute werden die Stellwände abgebaut. Die nächsten Stationen sind Marburg, Konstanz und Graz.

jago