Der Scheiß-Job des Jahres

■ Die ultimative Idee von Senator Strieder gegen Hundescheiße: Abgewickelte Erzieher, Sekretärinnen und Architekten könnten gesetzesuntreue Hundehalter zur Räson bringen

Der High-Tech-Fan Peter Strieder zeigt menschliche Züge. „Menschen statt Maschinen“ lautet seine neueste Parole. Anstelle von City-Cleanern und Stadtreinigungswagen sollen zukünftig Wesen aus Fleisch und Blut gegen die täglichen 40 Tonnen Hundekot kämpfen. Der neueste Vorschlag aus dem Hause des Stadtentwicklungssenators, der federführend am Entstehen des „Aktionsprogramms Sauberes Berlin“ beteiligt war, heißt: Mitarbeiter aus Bezirksverwaltungen, deren Stellen abgebaut werden müssen, könnten im Dienste der Allgemeinheit Hundehalter auf ihre Pflichten hinweisen. Moderne Wegelagerer sozusagen.

Damit die künftigen Scheiß- Job-Inhaber auch wissen, was eine Ordnungswidrigkeit darstellt und wie eine solche zu ahnden ist, hat keine geringere Institution als die Innenverwaltung ihre Unterstützung angeboten. „Wir finden die Idee nicht schlecht“, sagt Pressesprecher Thomas Raabe. Denn ursprünglich sei der Gedanke, Leute aus den sogenannten Überhanglisten als Mitwirkende am „Aktionsprogramm“ zu gewinnen, aus dem Hause Schönbohm gekommen. „Doch die Stadt ist nicht nur wegen Hundekot dreckig“, betont Raabe. Es gebe „vielerlei Dinge mehr zu ahnden“.

Weil die Anwendung des Straßenreinigungsgesetzes aber Sache der Bezirke ist, sei nicht daran gedacht, abgehalfterte Beamte das zweihundert Mark schwere Bußgeld eintreiben zu lassen. Statt dessen sollen ehemalige Mitarbeiter von Bezirksverwaltungen nachlässigen Herrchen und Frauchen zeigen, wo's langgeht. Laut Raabe kämen beispielsweise die überzähligen Erzieherinnen in Frage. Er räumt zwar ein, daß ein „durchschnittlich begabter Mensch, der nicht eloquent ist“, kein leichtes Spiel haben könnte. Doch das sei nur „eine Frage der Pädagogik“.

Jeglichen Kommentar verkneift sich der Pressesprecher des Bezirksamtes Kreuzberg, Stefan Krautschick. Dort muß die Verwaltung, wie in anderen Bezirken auch, viele Stellen von Erziehern und Sozialarbeitern abbauen. Auch Angestellte im Schreibdienst – sprich: Sekretärinnen – und Psychologen tragen den Vermerk „KW“ (kann wegfallen). Selbst Architekten sind nicht gegen Abbau oder Versetzung gefeit.

Eigentlich ist Strieders Idee klasse: Dann würden Sekretärinnen mit Tipp-Ex die braunen Haufen in strahlendes Weiß tünchen, Psychologen die Zukunft der Stadt daraus lesen und Architekten Modelle einer Scheißstadt bauen. Barbara Bollwahn