■ Bertelkirch
: Kabelaffe Telekom, Gewinner Canal +

Kaum bekannt, wird das Zukunfts-TV-Kartell vollzogen – auch wenn die Wettbewerbshüter warnen und weder sie noch die Medienkontrolleure von den Akteuren Bertelsmann, Kirch und Telekom bisher mehr erhielten als dürre Pressemitteilungen. Nachdem am Mittwoch die Telekom Einzelheiten über ihre Rolle im Pakt meldete, machte am selben Tag Frankreichs Canal + den Weg frei, damit Bertelsmann und Kirch die Programmplattform für das Zukunfts-TV beherrschen können. Der Canal +-Verwaltungsrat beschloß, seine Anteile am Pay-TV Premiere an Bertelsmann und Kirch abzugeben, so daß diese sich den Sender je zur Hälfte teilen, der die Plattform werden soll.

Damit erfüllt sich ein Ziel Kirchs, über das die taz schon im Oktober berichtete: „Wir wollen die Macht bei Premiere“ – und dafür wolle Kirch seine Beteiligung an Italiens Pay-TV Telepiú an Canal + abgeben. Zauberwort Marktaufteilung. Der Tausch wird nun vollzogen, das dürfte kosten. Denn Premiere war zwar teuer, hat aber nun eine goldene Zukunft. Zahlen wird erst einmal Bertelsmann; Kirch zwar auch, der läßt sich aber seine Verluste von Bertelsmann mitfinanzieren. Und von der Telekom, die mit Bertelsmann in Kirchs Digitaltechnik-Gesellschaft einsteigt. Zahlen dürfen auch Telekom-Kabelkunden, die sich fürs Digitale gar nicht interessieren: Mit 15 Prozent mehr (oder 25,90 Mark) subventionieren sie ab Herbst die Pläne der Konzerne, und dabei dürfte es kaum bleiben.

Von den hochfliegenden Vermarktungsplänen der Telekom bleibt wenig übrig. Kein Kabelaffe wolle sie sein – nun ist sie's und bekommt dafür nur 7,5 Millionen Mark pro Kanal. Die lukrative Vermarktung bleibt Sache von Bertelkirch. Die 13 Kanäle wurden auch schon aufgeteilt: sieben für Bertelkirch, drei für ARD und ZDF, magere drei bleiben für eventuelle andere. Das kam zustande, nachdem die Telekom ihre kundigen Manager ausschaltete und den Vorstand um Ron Sommer entscheiden ließ. Unterdes war auch von weiteren Nebenabreden von Bertelsmann und Kirch zu hören: Sportrechte wollen sie komplett gemeinsam verwerten.lm