BSE-Skandal wächst

■ Illegale Exporte von Rindfleisch: Belgische Fleischmafia war dabei

Brüssel/Madrid (AFP/dpa) – Mindestens 1.600 Tonnen britisches Rindfleisch sind nach Angaben der Europäischen Kommission illegal in die Niederlande eingeführt worden. 700 Tonnen des Fleisches sind, wie gestern gemeldet, in den Niederlanden beschlagnahmt worden. Exporteure aus Spanien und Frankreich hätten vermutlich in gutem Glauben den Rest nach Ägypten und Rußland weiterverfrachtet.

Das Fleisch war trotz des wegen BSE im März 1996 von der EU verhängten Exportverbots über den Ärmelkanal geschifft worden. Dabei wurden die britischen Stempel herausgeschnitten und die Rinderteile auf belgische umdeklariert.

Hinter dem illegalen Handel soll die berüchtigte belgische Rindfleisch-Mafia stehen. Die flämische Tageszeitung De Morgen berichtete gestern, die Ermittlungen der belgischen Behörden wegen des Verstoßes gegen das BSE-Embargo würden sich gegen mindestens zwei Rinderzüchter in Flandern richten. Diese sollen das illegal aus Großbritannnien ausgeführte Fleisch mit falschen Dokumenten zum Transport über den niederländischen Hafen Vlissingen ausgestattet haben.

Hinter der flämischen Rindfleisch- oder Hormonmafia soll ein Ring von Züchtern stehen, die vor allem verbotene Mittel bei der Rindermast einsetzen. Ein Inspektor der belgischen Veterinärbehörden war 1995 erschossen worden, weil er diesen Machenschaften offenbar auf die Spur gekommen war. Vieles spreche dafür, daß eine belgische Firma 1996 eigens zu dem Zweck gegründet wurde, um das EU-Embargo für britisches Rindfleisch zu unterlaufen, meinte Dagmar Roth-Behrendt (SPD), die Vorsitzende des BSE-Untersuchungsausschusses im Europaparlament.

Das spanische Gesundheitsministerium hat die vorübergehende Beschlagnahme von Rindfleischbeständen aus Belgien und den Niederlanden angeordnet. Damit solle verhindert werden, daß illegal aus Großbritannien exportiertes Rindfleisch in den Handel gelangt, sagte ein Sprecher am Donnerstag im Rundfunk. Alle Regionen seien angewiesen worden, die genaue Herkunft der Lieferungen aus diesen beiden Ländern zu überprüfen. Es stehe noch nicht fest, ob Teile der illegalen Exporte tatsächlich nach Spanien gelangt sind.

Aus Protest gegen sinkende Preise haben Bauern im zentralfranzösischen Departement Allier gestern Straßensperren errichtet und Fleischtransporter kontrolliert. Zwei Lastwagen seien von den Landwirten festgehalten worden, bis Tierärzte die Ladung kontrolliert hätten, teilte die Polizei mit. Mit ihrer Aktion wollten die Bauern vor allem auf Einnahmeverluste bei Rindfleisch wegen der BSE-Krise aufmerksam machen.