Wieder mal virtuell

Mann, war da wieder mal ne Aufregung vor meine Kioskluke! Und bloß wegen den „Stern“-Artikel vonne virtuelle Welten. Was „virtuell“bedeutet? Na, daß das, wo du meinst, das ist wirklich, ist in Wirklichkeit bloß ne Illusion. Inne Filme gab das diese Sachen schon länger, zun Beispiel in den Saurier-Streifen „Jurassic Park“, wo de virtuelle Urweltmonster echter wirken als de Schauspieler, die da in echt mitspieln. Oder in den Streifen, wo der Präsident Kennedy mit ein' Tüpen spricht, der in den zetierten Dokumentarfilm gar nicht anwesend war. Schön, nu gab das auch schon diese Hollografie-Gägs, die se mal in sonne Ausstellung in „Planten un Blomen“gezeigt habn. Aber neuerdings kann man sowas sogar inne ganz normale Landschaft ablaufen lassen. Bloß 'n bißchen Kunstnebel ist erforderlich, und mitmal taucht da ne Person auf, wo du denkst: Träum ich nu oder hab ich 'n Delirium oder 'n Dachschaden oder was. „Zuerst konnte man das in den großen Vergnügungsparks erleben“, erzählt Sonnenbank-Heinzi, „da stand dann plötzlich Marilyn Monroe vor dir mit ihrem berühmten Schmollmund und den dazu passenden erotischen Gesten. Aber wenn man zugreifen wollte, war da gar nichts.“„Die NASA“, nickt Revierförster Noske, „arbeitet schon lange mit diesen Tricks. Immer, wenn die Mittel für die Weltraumforschung, wo es ja um neue Satelliten bzw. um neue Waffensysteme geht, gekürzt werden sollen, taucht nämlich irgendwo ein Ufo auf, aus dem Dutzende von E.T.s quellen, die dann von Touristen oder Hobbyfotografen gefilmt werden. Und prompt wird der NASA-Etat sogar noch erhöht!“„Dann war vielleicht das, was bei der letzten Polenreise des Heiligen Vaters passiert ist, auch bloß virtuell“, überlegt Berber Harald. „Was ist da denn passiert?“fragt die Junglürikerin Nele Hütlein (die ja mittlerweile sowas von berühmt ist, weil sie sich bei den letzten Poetri-Släm in' Fuhlsgarden über 10 Minuten lang auffe Bühne gehalten hat mit ihrn Züklus „geburtswehen“, wo ihr bein Lesen total realistisch zehn Karnickels aussen Slipp gekrochen sind. Wie se de Tiere dazu gebracht hat, weiß ich auch nicht. Und Harald erklärt: „Stand doch ganz groß in der ,Bild', direkt unter dem neuesten Absturz vom Harald Juhnke. Daß sich nämlich genau auf dem Höhepunkt der Papst-Predigt über dem Heiligen Vater der Himmel geöffnet hat. Und aus der Öffnung ist ein Lichtstrahl gedrungen, fast so ergreifend wie der Lichtstrahl bei den Michael-Jackson-Events. Und mitten in dem Lichtstrahl flattert eine straußengroße Taube, die natürlich den Heiligen Geist darstellen sollte. Flattert genau über dem Haupt vom Heiligen Vater! Das hat natürlich auch die letzten Ungläubigen überzeugt.“„Und nun guckt doch mal“, keucht Jungunternehmer Aschler vor Aufregung, „was heute auf den Titelseiten steht!“Und zeigt mit zitternden Zeigefinger auffen „Fokus“. Und da war denn auch zu sehn, was heute morgen schon durche Nachrichten gekomm' ist: Wie der Finanzminister Waigel bei seine letzte große Haushaltsrede mitmal nicht mehr allein hinter sein' Rednerpult steht. Denn grade bei sein' Appell (Wir müssen jetzt wirklich SPAREN, SPAREN, SPAREN!) steht mitmal rechts von ihn der alte Adenauer und links von ihn Ludwig Ehrhardt, und beide küssen ihn zugleich auf beide Backen. Ich mein, wenn das auch wieder mal bloß virtuell war, denn hat der Bundesbankpräsident wohl doch recht mit seine pessemistische Prognosen ...