Mit Patina wohnt es sich schöner

■ Horst Meyer von der Raumgestaltungsfirma Artis entwirft langlebige Wohnungseinrichtungen nach Kundenwünschen

taz: Wie entwerfen Sie eine Einrichtung nach Kundenwünschen?

Horst Meyer: Erst mal müssen wir herausfinden, wohin der Geschmack tendiert. Zum Glück kommt hierher keiner, der eine rustikale Schrankwand haben möchte. Dann gucken wir uns das vor Ort an und sammeln grundsätzliche Ideen. Meistens haben die Leute schon eigene Vorstellungen. Erst im Büro kommen mir dann die eigentlichen Ideen.

Sie bevorzugen klare Formen, rechte Winkel.

Meistens enden die Entwürfe bei relativ schlichten Formen. Maßgebend ist eine gewisse Zeitlosigkeit. Bunte Farben und verrückte Formen haben nur selten lange Bestand. Unsere Möbel sollen vom Entwurf und der Verarbeitung wirklich lange halten.

Ist es schwieriger, ein passendes Möbel für den Kunden zu finden oder für den Raum?

Eher für den Kunden. Wenn ich den Raum sehe, dann habe ich relativ schnell eine Vorstellung, was für mein Empfinden da reinpaßt. Aber es gibt wenig Kunden, die mit allem zufrieden sind, das wir vorschlagen. Das ist auch gar nicht das Ziel. Ein Kunde, der uns volles Vertrauen entgegenbringen würde, wäre schon das Nonplusultra, aber das birgt auch die Gefahr, daß er doch im Hinterkopf eine Vorstellung hatte, die er nur nicht artikulieren konnte. Und dann ist er doch enttäuscht.

Wirkt der Raum nach der Planung nicht schnell wie ein Ausstellungsobjekt?

Ich stelle mir den Raum beim Entwurf nicht so vor, als wenn da nichts rumliegt, wie in den Wohnzeitschriften. Die meisten Leute leben ja doch etwas unorganisierter. So würde ich jemandem, der immer seinen Schlüssel aufs Sideboard wirft, nie eine schwarze Hochglanzfläche empfehlen. Auch für Tische sind massive Holz- oder Stahlplatten das Beste. Da entwickelt sich eine Patina, so daß das Möbelstück nach fünf Jahren noch besser aussieht. Interview: Gereon Asmuth

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