Früh um zehn geht nichts

■ Nur der Trainer ist geknickt über das 75:84 der DBB-Basketballer gegen Israel

Barcelona (taz) – „Wir haben verloren, weil es uns an Motivation und an Konzentration fehlte“, sagte ein von Tag zu Tag geknickter wirkender Bundestrainer Vladislav Lucic nach der gestrigen 75:84-Niederlage des deutschen Teams in der Trostrunde der Basketball-EM. Motivation ist in der Tat sehr schwer aufzubauen, wenn das Viertelfinale verpaßt ist und morgens um zehn (Israels Gur Shelef: „Du wachst auf und fängst an zu spielen“) vor einer Handvoll Zuschauern um die Plätze 9 bis 12 gestritten wird.

„Meine Spieler würden am liebsten sofort nach Hause fahren“, sagt Lucic, der dieses Ansinnen ziemlich verwerflich findet. Seiner Meinung nach sollte das Team dableiben und sich die Finalspiele anschauen, „um zu sehen, wie die Spitzenmannschaften spielen, und daraus zu lernen“. Ein bißchen viel verlangt nach zwei Wochen EM, die für das junge deutsche Team so ausging, wie es zu erwarten war, aber dennoch eine Menge Frust brachte. Unter anderem gestern.

Das Spiel gegen Israel lief ab wie manches zuvor. Über lange Zeit hält die Mannschaft gut mit. Dann aber gibt es, wenn die Schlußminuten nahen, plötzlich kurze Phasen, in denen das geballte Unheil hereinbricht: Schrittfehler, Fehlpässe, verpatzte Korbleger und Freiwürfe, Würfe aus schlechten Positionen, Rebounds, die regelmäßig beim Gegner landen, Pech bei Dreipunktversuchen, löcherige Defensive. Diese wenigen Minuten reichen den Gegnern in der Regel.

Auch gegen Israel starteten die Deutschen, gestützt auf einen allzeit soliden Henrik Rödl und den immer noch durch einen Hexenschuß behinderten Henning Harnisch, recht gut und führten zwischenzeitlich mit bis zu elf Punkten. Mitte der zweiten Halbzeit betrug der Vorsprung immer noch sieben Punkte, doch dann kam der Einbruch. Die deutschen Ballverluste, am Ende waren es stolze 22, nutzten die Israelis – vor allem der bei diesem Turnier und auch in diesem Spiel mit 21 Punkten, 5 Assists und 7 Rebounds herausragende Oded Katash.

Die Israelis dürfen zur Belohnung heute ein bißchen länger schlafen. Die Deutschen dagegen haben erneut den sauren Apfel des Zehn-Uhr-Spiels erwischt und müssen zu einer Zeit gegen Kroatien (79:84 gegen Frankreich) um Platz 11 spielen, zu der selbst die Schulkinder noch nicht eingetroffen sind, die frei bekommen haben, damit die Sache nicht gar zu trist verläuft. Matti Lieske