Nase in Trümmern, Sonne im Rund

■ Der HSV bleibt nach dem 2:1 gegen Odense im UI-Cup weiterhin ungeschlagen / Noch viel Stückwerk bei der Heimpremiere des neuen Trainers Frank Pagelsdorf / Sven Kmetsch verletzt

Strahlender Sonnenschein, 23 Grad im Schatten an einem Sonnabendnachmittag – beste Voraussetzungen für ein Fußballfest. Die 7800 Zuschauer im halbgesperrten Volksparkstadion sind hochmotiviert. Grund eins für die picknickhaft-ausgelassene Stimmung: Gegen den dreimaligen dänischen Meister Odense BK präsentiert sich der neu formierte HSV unter der Regie von Trainer Frank Pagelsdorf erstmalig dem heimischen Publikum. Grund zwei: Bei Spielen im ungeliebten UI-Cup gibt es Sonderpreise – einen Obertribünen-Platz für 20 Mark. Ordentlich was gespart, da kommt Freude auf.

Doch die Laune beginnt schnell zu kippen. Schon nach einer knappen Viertelstunde gelingt den Dänen, die in den beiden ersten Vorrundenspielen noch keinen Punkt sammeln konnten, die Führung. Am konsternierten Keeper Hans-Jörg Butt vorbei knallt Odense-Stürmer Jesper Hjorth den Ball ins Tor. Stadionsprecher Carlo von Tiedemann liegt ausnahmsweise einmal richtig, als er einige Minuten später über die Lautsprecher nach den Eltern des kleinen Marcel fahndet: „Der Junge will nach Hause. Er hat Geschmack.“

Der HSV, mit den Neuerwerbungen Stefan Böger, Thomas Vogel, Andreas Zeyer, Butt und dem eingewechselten Michael Molata angetreten, bietet im zweiten Spiel der Saison 1997/98 nicht viel. Mißverständnisse im Mittelfeld, Unsicherheiten in der Abwehr und Abschlußschwächen im Sturm.

Immerhin erspielen sich die Hamburger einige Torchancen. In der 34. Minute ist die Welt wieder in Ordnung. Der neue Publikumsliebling Dirk Weetendorf staubt nach einer Flanke von Harald Spörl zum Ausgleich ab. „Super!! HSV“, leuchtet es von der Anzeigetafel. Einen weiteren schönen Spielzug schließt André Breitenreiter kurz vor der Halbzeit mit einem Kopfballtor zum 2:1 ab.

Die zweite Hälfte verläuft trostlos. Gegen die müden Dänen gelingt es dem HSV nicht mehr, spielerische Akzente zu setzen. Am Ende ist der Cup der grauen Mäuse um ein langweiliges Spiel ausgelaugter Fußball-Arbeiter reicher. „Wir waren nicht fit“, lautete unisono die Erklärung der beiden Trainer für das schwache Niveau der Partie.

Zu allem Unglück verletzte sich auch noch Sven Kmetsch. Der Fast-Nationalspieler zog sich einen Trümmerbruch des Nasenbeins zu, bei einem Zusammenstoß mit – ausgerechnet – dem beim HSV gescheiterten Stig Töfting. Kmetsch wird dennoch am Trainingslager in Schneverdingen teilnehmen, kann jedoch in den nächsten Wochen nur das Konditionstraining mitmachen.

„Die Geduld des Publikums hat mich positiv überrascht“, war Pagelsdorf wenigstens über etwas froh. Denn der neue Übungsleiter weiß ja, daß man eigentlich mehr als lahme Kicks vom neuen HSV erwartet. Die Vereinsführung jedoch mag sich diesen Ansprüchen nicht stellen. Die Crew um Uwe Seeler richtet sich vielmehr auf ein weiteres Jahr im Niemandsland der Bundesliga ein, offiziell „Stabilisierung“genannt. Kein Wunder: Die Neuzugänge Vogel, Böger oder Zeyer, der offenbar als uneigennütziger Helfer für den nominellen Spielmacher Rodolfo Cardoso engagiert wurde, eignen sich kaum, dem biederen HSV mehr Glamour zu verleihen.

Angesichts der wenig rosigen Perspektiven war die an Pagelsdorf gerichtete Frage, ob er in Hamburg ähnlich wie in Rostock zu einem Denkmal werden wolle, sehr verfrüht. Pagel wußte dennoch eine Antwort: „Hoffentlich ohne Wasserbomben.“Anscheinend hat der Staubtrockene kein Interesse an Erfrischungen. Johannes Eltzschig