„Märtyrer der Wut“

■ Ermordeter wird im Irak rehabilitiert

Limmassol (taz) – Hussein Kamil, der im Februar 1996 vom Clan des irakischen Präsidenten ermordete Schwiegersohn Saddam Husseins, bekommt ein Denkmal aus Bronze. Es soll in Bagdad vor dem Ministerium für Rüstung und Industrie errichtet werden, das Kamil einmal geleitet hatte. Zudem werde ihm und anderen „verlorenen“ – also vom Regime getöteten – „Söhnen des Landes“ der Ehrentitel „Märtyrer der Wut“ verliehen, heißt es in einem an Zynismus kaum zu übertreffenden Leitartikel der Regierungszeitung Babel.

Hussein Kamil war im August 1995 zusammen mit seinem Bruder nach Amman geflohen und hatte dort zum Sturz des irakischen Regimes aufgerufen. In der Hoffnung, von den USA als potentieller Nachfolger von Saddam Hussein akzeptiert zu werden, verriet der ehemalige Minister dem US-Geheimdienst brisante Einzelheiten über das chemische, bakterielle und nukleare Waffenpotential seines Landes. Die irakische Führung stempelte ihn daraufhin zum Staatsfeind, der „ungestraft“ ermordet werden dürfe. Warum Hussein Kamil sechs Monate später von Saddam Hussein begnadigt wurde und – trotz Warnungen – nach Bagdad zurückkehrte, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Bereits drei Tage nach seiner Ankunft in Bagdad wurde „der verräterische Arm der Familie abgehackt“: Hussein Kamil, sein Bruder und ihr Vater werden in bester irakischer Tradition liquidiert.

Ihre Rehabilitierung soll nun auf Betreiben der Ehefrauen, also der Töchter Saddam Husseins, erfolgt sein. „Die Ehre der Familie“, schreibt Babel, „ist nun endgültig wiederhergestellt“. Michael Wrase