Iveco-Arbeiter blockieren Werk für mehr Aufträge

■ 700 Mitarbeiter des Lkw-Werks in Ulm fürchten um ihre Arbeitsplätze, wenn italienische Muttergesellschaft die Produktion zum größten Teil nach Italien verlegt

Ulm (taz) – Dreieinhalb Stunden lang, von 5.30 bis 9 Uhr, blockierten gestern morgen rund 200 wütende Iveco-Mitarbeiter in Ulm die Werkstore des Lkw-Herstellers. Die zum italienischen Fiat- Konzern gehörende Tochtergesellschaft hat angekündigt, die Fahrerhausproduktion von Ulm ins italienische Brescia zu verlegen. Etwa 700 der 3.200 Arbeitsplätze in Ulm sind damit in Gefahr.

Die Verlagerung ist beschlossene Sache, doch die Mitarbeiter fürchten nach den Worten des Betriebsratsvorsitzenden Siegfried Garni ein „langsames Ausbluten des Standortes Ulm“, daher entschlossen sie sich zu der Werkstorblockade.

Die hatte freilich noch einen anderen Sinn. Die Arbeiter wollten erreichen, daß die Zulieferer und Spediteure, die Aufträge für Iveco erledigen, auch Iveco-Lkw kaufen. Bislang sei es so, daß im Ulmer Werk die Teile in Mercedes-, Magirus- oder Scania-Lkw angeliefert werden. „Wir haben schon mehr Fremdfahrzeuge auf dem Hof als eigene. Und selbst unsere fertigen Lkw werden mit Fremdlastern ausgeliefert“, bemängelt der Betriebsratsvorsitzende. Und um darauf aufmerksam zu machen, wurden die Betriebstore blockiert. „Wir sind uns natürlich im klaren darüber, daß nicht alle Zulieferer ausnahmslos Iveco-Lastwagen fahren können und werden, aber ein gewisses Umdenken erwarten wir schon“, sagt Garni. Schließlich würden sich derzeit vier Arbeitsgruppen aus der Geschäftsleitung und dem Betriebsrat darum bemühen, Alternativen für die Fahrerhausproduktion zu finden, um die Zahl der wegfallenden Arbeitsplätze zu senken.

„Wir sind auf dem besten Weg dazu, die 700 deutlich nach unten zu korrigieren“, heißt es aus dem Betriebsratsbüro. Sogar die Geschäftsleitung des Ulmer Werks zeigte Verständnis für die Protestaktion. Josef Richter, zuständig für die Produktion, sprach von einer verständlichen „Sensibilität der Mitarbeiter“. Die Iveco will durch die Verlagerung nach Italien und die damit verbundene Zusammenführung der Fahrerhausproduktion jährlich 45 Millionen Mark sparen. Auf der anderen Seite sollen in Ulm 100 Millionen in eine neue Lackiererei investiert werden. Eine Planung, die im Mitarbeiterkreis auf große Skepsis stößt, zumal wegen der niedrigen Auslastung eine solche Investitionssumme nicht zu rechtfertigen sei. Klaus Wittman