Galionsfiguren sinkender Schiffe

■ Das Brekkekekex-Kindertheater spielt mit Der hölzerne Graf und Der Eiskobold phantastische Seemannsgeschichten unter freiem Himmel in der Speicherstadt

Hein und Johnny waren zwei zufriedene Leichtmatrosen auf dem Knäckebrotdampfer Brekkekekex. Eines Nachts jedoch geschah ein Unglück: Das Schiff lief auf Grund. Um sich Mut zu machen, holten die beiden ihr Cello hervor – und ruck-zuck waren sie mitten drin in unglaublich-phantastischen Seemannsgeschichten.

Der hölzerne Graf berichtet, daß Galionsfiguren zu leben beginnen, sobald ihre Schiffe sinken. Und mehr Seltsames passiert an Bord des kaputten Kahns: Der Eiskobold verliebt sich in einen schmusigen Schiffskater und taut plötzlich auf.

Die beiden Matrosen, alias Uwe Schade und Frank Puchalla, sind mit ihren Seemannsgeschichten unter Regie von Dagmar Puchalla und Thomas Bammer ab Sonntag in der Hamburger Speicherstadt zu sehen. Die Schauspieler sind mit ihrem Seesack schon weit herumgekommen und haben von Kiel bis Konstanz ihre Geschichten an windiger Stelle erprobt. Doch nirgendwo war die Kulisse für ihr Abenteuerstück passender und poetisch-maritimer als zwischen den Brücken und roten Lagerhäusern der alten Speicherstadt. Das von Michael Batz initiierte „Theater in der Speicherstadt“ist inzwischen eine feste Größe in Hamburgs Kultursommer, und seit dem letzten Jahr gibt es hier auch für Kinder Kunst.

Die freie Gruppe Brekkekekex existiert seit 1994 und arbeitet mit großem Engagement. Oft draußen und leider fast immer umsonst. Denn Kindertheater ist ein Stiefkind der Hamburger Kulturbehörde, und die Matrosen haben in ihrem Seesack bis jetzt mehr Geschichten als Geld. Puchalla und Schade arbeiten als Darsteller und gleichzeitig als Autoren. Kompetente Kritikerin neuer Seemannslieder ist die dreieinhalbjährige Tochter von Frank Puchalla: „Wenn sie die Lieder kann, sind sie bühnenreif.“

Im Rahmen der Hamburger Hafen-Kulturtage werden auf derselben Bühne, wo ab dem 11. Juli abends wieder der Hamburger Jedermann zu sehen ist, nachmittags um drei Uhr Leute ab fünf Jahren erwartet. Die Vorstellungen finden bei jedem Wetter statt: Bei Regen werden Seesack und Cello eingepackt, und es wird auf einer bedachten Bühne weitergespielt. Katja Fiedler

Der Eiskobold und Der hölzerne Graf: 13., 20., 27. Juli, jeweils 15 Uhr