"Liebe taz..." - Meisterhafte Reportage, betr.: Reaktionen und Leserbriefe zum Radio-Bremen Film "Der Fall Stradivari"

Betrifft: Reaktionen und Leserbriefe zum Radio-Bremen Film „Der Fall Stradivari“

Übersehen wird bei aller Emotionalität, die durch die persönlichen Kontakte der Protestierenden zu den „vorverurteilten“Personen bedingt sein mag, daß es dem Regisseur und Drehbuchautor des Berichtes auf die nüchterne Darstellung der Arbeit der Kriminalpolizei in einer Mordsache ankommt.

Was gezeigt wurde, war kein Kunstprodukt, kein artifizieller Klischee- und Standardkrimi, sondern ein offener Einblick in die Bemühungen um die Wahrheit. Mir ist kein ähnlicher „Naturfilm“bekannt, in dem Kriminalbeamte sich selbst und ihre Arbeit derart vertrauend und offen darstellen. Fleißige und erfahrene Frauen und Männer, die bis zur Erschöpfung sammelnd, bohrend, fragend, kombinierend in Gedanken bei dem unschuldigen, toten Opfer des Verbrechens, Stunde um Stunde den unbekannten Täter suchen, wurden gezeigt, und die Unvollständigkeiten eines dynamischen Ermittlungsvorganges mit Prüfungen, Hypothesen und wechselnden Vermutungen. Die Staatsanwaltscht und letztlich das Gericht werden über die Ermittlungsresultate zu entscheiden haben.

Diese meisterhafte, straffe Reportage sollte zur gegebenen Zeit durch einen Bericht über das weitere gerichtliche Verfahren und Täterpersönlichkeiten abgerundet werden und dann – gerichtlich absegnet – die durch Gutachten erhellende Tätermentalität aufzeigen.

Dr. Herbert Schäfer